Hamburg. Karel Jarolim hat Tschechiens zuletzt schwächelndes Nationalteam übernommen – und trifft in Hamburg auf die DFB-Elf.

Selbstverständlich blieb Karel Jarolim gar nichts anderes übrig, als auf seinen Sohn zu hören. Als es vor einigen Wochen darum ging, wo die tschechische Nationalmannschaft im Vorfeld des Länderspiels gegen Deutschland in Hamburg (Sa, 20.45 Uhr/RTL) ihr Quartier aufschlägt, war natürlich der frühere HSV-Kapitän David Jarolim gefragt. „Ich habe ihm gesagt, dass sie ins Grand Elysée müssen. Das war immer unser HSV-Mannschaftshotel. Da wird es ihnen gut gehen“, sagt Jarolim Junior, der sich das Spiel am Sonnabend als Experte des tschechischen Fernsehens im Studio in Prag anschauen wird.

Einen angemessenen Schlafplatz hat die tschechische Mannschaft, die am Donnerstagnachmittag aus Prag nach Hamburg reiste, also sicher. Ob Jarolim Senior auch eine angemessene Spielidee für das Länderspiel gegen Deutschland hat, wird sich wohl erst am Wochenende zeigen. „Mein Vater ist unglaublich akribisch. Er studiert den Gegner stundenlang, versucht immer die eine Schwachstelle zu finden, die er dann ausnutzen will“, berichtet Sohn David.

Bei der EM 2016 scheiterte Tschechien sieglos in der Vorrunde

Erst seit dem 1. August hat Karel Jarolim Tschechiens zuletzt schwächelndes Nationalteam übernommen. Der 60 Jahre alte Altmeister hatte zuvor sein halbes Trainerleben bei Slavia Prag gearbeitet, die andere Hälfte schaute er im Ausland in Frankreich, in der Slowakei und sogar in Saudi-Arabien über den Tellerrand. Zuletzt arbeitete Karel Jarolim wieder sehr erfolgreich in der Heimat bei Mlada Boleslav – mit Sohn David als Co-Trainer. „Papa ist ein harter Hund“, sagt der frühere HSV-Profi. „Aber Tschechien zur WM zu führen, wird auch für ihn verdammt viel Arbeit.“

Die Ära der großen Stars wie Pavel Nedved, Karel Poborsky, Milan Baros und Jan Koller ist längst vorbei. Bei der EM 2016 scheiterte Tschechien sieglos in der Vorrunde, für die WM 2014 war das Team nicht einmal qualifiziert. „Wir haben in der Ausbildung des Nachwuchses geschlafen“, sagt David, der aber Licht am Ende des Tunnels sieht: „In den U-Mannschaften gibt es endlich wieder das eine oder andere Talent. Und in der A-Nationalmannschaft muss es nun eben Papa richten.“

Vater Jarolim weiß jedenfalls ganz genau, was auf ihn im Volkspark zukommt. „Wahr ist, dass ich derzeit den Kopf voll von den Deutschen habe“, sagte er dem „Kicker“ und lieferte die frus­trierende Begründung gleich mit: „Je häufiger ich ihre Spiele sehe, umso mehr regt es mich auf, wie gut sie sind.“