Neubrandenburg. Aufgabe nach sechs Runden – die Revanche soll im Februar in Rostock stattfinden

In der Pause vor der siebten Runde musste Jürgen Brähmer, auf den Zetteln aller drei Punktrichter mit zwei Runden in Führung liegend, einen schweren Gang antreten. „Es geht nicht mehr“, teilte der WBA-Weltmeister aus Schwerin, der am Mittwoch 38 Jahre alt wird, seinem Herausforderer aus Wales mit. Eine Sehnenblessur am rechten Ellbogen, erlitten mutmaßlich bei einer Aktion in Runde fünf, zwang den Halbschwergewichtler, in Nathan Cleverlys (29) Ecke zu gehen und das vorzeitige Ende zu verkünden.

„Ich war geschockt, weil sich das nicht angedeutet hatte“, sagte später Promoter Wilfried Sauerland. Dennoch gab es selbstverständlich keinerlei Vorwürfe. „Ich war hin- und hergerissen. Aber die Gefahr, dass ich mich schwerer verletze, war mir zu groß. In meinem Alter wäre das sehr schlecht, und vielleicht hätte ich dann in der zweiten Kampfhälfte auch deutlich schlechter ausgesehen, weil ich nur noch eine Hand zur Verfügung hatte“, sagte Brähmer, der noch im Ring dem neuen Champion das Versprechen entlockte, alsbald zu einem Rematch zur Verfügung zu stehen.

Dies allerdings, unterstrich Sauerland, sei sowieso vertraglich festgeschrieben, und zwar in Deutschland. „Wir planen, den Rückkampf im Februar in Rostock zu veranstalten“, sagte er. Cleverly hat nichts dagegen: „Ich habe mich hier sehr gut behandelt gefühlt, wenn man mich noch einmal empfangen möchte, komme ich gern. Wir können aber auch in Cardiff oder London kämpfen, wenn Jürgen dazu bereit ist.“

An der Berechtigung eines zweiten Duells, wo auch immer es stattfinden wird, kann es keinerlei Zweifel geben. Die ersten sechs Runden boten Boxen auf einem Niveau, das viele Brähmer nicht mehr zugetraut hatten. Beide Kämpfer standen sich Fußspitze an Fußspitze gegenüber und deckten sich in atemberaubendem Tempo mit Kopf- und Körperhaken ein.

Cleverly bestimmte, wie erwartet, das Tempo. Brähmer, der zuletzt in drei Duellen mit der zweiten deutschen Garde wenig gefordert worden war, verlegte sich aufs Kontern und wies eindrucksvoll nach, dass er unter seinem neuen Trainer Conni Mittermeier durchaus noch in der Lage ist, an seinen Aufgaben zu wachsen. „Jürgen war bestens vorbereitet, deshalb tut es mir umso mehr leid, dass er sich nicht belohnen konnte. Aber das holen wir nach und geben noch mehr Gas, um den Rückkampf zu gewinnen“, sagte der Coach.