Bremen. Alexander Nouri spricht von “großer Herausforderung“. Geschäftsführer Baumann räumt ein, man habe keinen besseren Kandidaten gefunden.

Mit den Händen in den Hosentaschen stand Alexander Nouri am Spielfeldrand und leitete entspannt das Sonntagstraining von Werder Bremen. Zu diesem Zeitpunkt wusste der 37-Jährige bereits, was der Verein wenig später offiziell bestätigte: Nouri wird den Bundesligisten von der Weser mindestens bis zum Saisonende als Chefcoach betreuen.

„Alexander Nouri hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass er die Mannschaft erreicht und hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind zu der Entscheidung gekommen, dass er die Chance bekommen soll, seine begonnene Arbeit fortzusetzen“, verkündete Sport-Geschäftsführer Frank Baumann.

HSV-Trainer Gisdol war heißer Kandidat

Nouris bis zum Saisonende laufender Vertrag als U23-Coach wird angepasst. Ihm zur Seite steht weiter Co-Trainer Florian Bruns. „Das ist eine große Herausforderung, aber wir werden sie gemeinsam erfolgreich bestehen. Wir haben einen guten Kader, einen motivierten Trainerstab und mit allen Kollegen im Funktionsteam und in unserem Leistungszentrum ein fachlich hervorragendes Umfeld. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe“, erklärte Nouri.

Nach dem verpatzten Saisonstart und der Trennung von Viktor Skripnik hatten die Bremer intensiv den Trainermarkt sondiert. Ein heißer Kandidat war Markus Gisdol, der sich aber für den Nord-Rivalen HSV entschied. Am Ende setzte sich bei der Vereinsführung um Baumann die Erkenntnis durch: „Wir haben keinen Kandidaten gefunden, der uns im Gesamtpaket mehr überzeugt hat als Alexander Nouri.“

Der ehemalige Zweitliga-Kicker verfügt im Profigeschäft zwar nicht über die nötige Erfahrung, die im Anforderungsprofil der Bremer eine wichtige Rolle spielte. Doch letztlich sprachen deutlich mehr Faktoren für Nouri als gegen ihn. „Im Fußball ist es manchmal auch ratsam, Gelegenheiten zu ergreifen, dem Bauchgefühl zu folgen. Hier bietet sich so eine Gelegenheit, die wir uns nicht nehmen lassen wollen, nur weil unser Plan mit Alexander Nouri eine solche Situation vielleicht erst später vorgesehen hatte“, erklärte Baumann.

"Wir haben Fortschritte gemacht unter Nouri"

Die Bremer setzen also erneut auf eine interne Lösung, für die auch die Spieler nach dem 2:2 beim SV Darmstadt 98 plädiert hatten. „Wir haben Fortschritte gemacht unter Nouri, treten mehr als Einheit auf und haben mehr Charakter, den er auch mitbringt. Der Trainer hat das gut gemacht. Die Mannschaft hat von ihm profitiert“, lobte Serge Gnabry.

Das war in Darmstadt allerdings erst nach der Pause erkennbar. „Für mich hat das Spiel gefühlt erst in der zweiten Halbzeit begonnen“, räumte Nouri ein. „Zuvor waren wir immer einen Tick zu spät dran. Wir wollten eine Reaktion zeigen und haben es dann deutlich besser gemacht.“ Dazu hatte er selbst mit einer Kabinenpredigt beigetragen. „Es war kein normales Pausengespräch. Die Mängel wurden etwas lauter angesprochen“, verriet Abwehrspieler Theodor Gebre Selassie.

Nach dem Rückstand durch Antonio Colak (19. Minute/Foulelfmeter) drehten Ludovic Lamine Sané (51.) und Gnabry (67.) die Partie. Doch Colak verhinderte mit seinem zweiten Treffer (73.) den Bremer Sieg. „Wir müssen besser verteidigen, dann nehmen wir drei Punkte mit. Wir bekommen einfach zu viele Gegentore“, klagte Gnabry. Daran muss Nouri in den kommenden Wochen intensiv arbeiten.

So steckt Werder mit vier Punkten weiter im Tabellenkeller fest. Doch die Tendenz zeigt nach oben. „Er macht einen guten Job, stellt uns gut ein. Wir glauben an uns als Mannschaft“, lobte Kapitän Clemens Fritz den Trainer. Der kann nun beweisen, dass er der richtige Mann für die schwierige Aufgabe in Bremen ist.