Hamburg. Die U-17-Nationalspielerin spielt bei “Vicky“ im Team der Jungen. Für die 16-Jährige wurden sogar Punktspiele verlegt.

Auf den ersten Blick ist nichts Ungewöhnliches an dem Mannschaftsfoto der B-Jugend-Spieler des SC Victoria Hamburg festzustellen. Passend zu den Vereinsfarben tragen die Jungen knallgelbe Trikots und mittelblaue Shorts. Hintereinander aufgereiht grinsen die Spieler mehr oder weniger gequält in die Kamera – das obligatorische Teamporträt eben. Beim genauen Hinsehen jedoch fällt auf, dass inmitten von 24 Jungen ein Mädchen steht.

Seitdem Caya Momm mit neun Jahren angefangen hat, Fußball zu spielen, trainiert sie mit Jungs. Auch beim regulären Punktspielbetrieb der B-Junioren darf die 16-Jährige mitmischen. In der noch jungen Saison hat die zen­trale Mittelfeldspielerin in drei Verbandsligapartien zwei Tore erzielt. „Bei den Jungs ist das Niveau höher, deswegen bringt es im Endeffekt auch mehr Spaß“, erzählt Momm, die privat eher schüchtern ist, sich auf dem Platz aber ohne Weiteres einen Zweikampf mit einem 1,90-Meter-Lulatsch zutraut.

Am Dienstagabend unter Flutlicht ackert Momm alleine mit ihrem Trainer Phil Nabaoui auf dem Platz. Es ist die letzte Vorbereitung auf die anstehende Länderspielreise nach Lettland mit der U-17-Nationalmannschaft – dieses Mal nur mit Mädchen. Am morgigen Sonntag (15 Uhr) findet das erste von drei EM-Qualifikationsspielen gegen Lettland statt. Es wäre Momms achter Länderspieleinsatz.

Hoher Stellenwert innerhalb der Mannschaft

Nabaoui hetzt die Nationalspielerin durch einen Hütchenparcours und lässt sie abwechselnd mit dem rechten und dem linken Fuß auf einen Meter schmale Tore zielen. „Für Caya ist es das Normalste der Welt, mit Jungs zu spielen“, sagt der 24-Jährige, der sie außerdem dreimal pro Woche in der Mannschaft trainiert. „Aber einige Spieler der gegnerischen Teams müssen sich überwinden, Caya genauso abzugrätschen, wie sie es mit ihren männlichen Gegenspielern tun würden“, sagt Nabaoui. Momm grinst.

Was sie für einen Stellenwert innerhalb der Mannschaft genießt, beweist Folgendes: Der Verein hat extra ein Punktspiel während ihrer Länderspielreise verlegt, damit Momm dabei sein kann. Es ist ihr letztes Jahr, das sie in einer Jungenmannschaft spielen darf – ab der A-Jugend verbieten es die DFB-Statuten. Da es in Hamburg kein hochklassiges Frauenteam gibt, muss Momm sich in einer anderen Stadt einen neuen Verein suchen. „Ich weiß noch nicht, wohin ich gehe“, sagt sie, fest mit dem Ziel vor Augen, einmal in der Bundesliga zu spielen – bei den Frauen, versteht sich.