Hamburg. Die Hockeydamen des HTHC wollen sich in der oberen Bundesligahälfte etablieren. Torhüterin Rosa Krüger spielt dabei eine wichtige Rolle

Wer zu verstehen versucht, welche Entwicklung die Hockeydamen des Harvestehuder THC genommen haben in den vergangenen Monaten, der findet eine Erklärung in den Worten, die Rosa Krüger wählt, wenn sie auf das anstehende Feldbundesliga-Wochenende vorausblickt. Gastspiele bei den Topteams Düsseldorfer HC (Sa, 14 Uhr) und Rot-Weiß Köln (So, 12 Uhr) hat das Team von Cheftrainer Tomek Laskowski zu bestreiten. „Vor zwei Jahren wären wir dorthin gefahren in der Hoffnung, nicht zu sehr unter die Räder zu geraten. Jetzt fahren wir dahin, um zu gewinnen und uns in der Spitzengruppe festzusetzen“, sagt Rosa Krüger.

Die 21 Jahre alte Torfrau ist die perfekte Gesprächspartnerin, um den Aufstieg der Schwarz-Gelben nachzuzeichnen. Seit ihrem sechsten Lebensjahr ist die gebürtige Hamburgerin im HTHC, sie spielte lange auch Tennis, entschied sich aber als Teamplayerin für Hockey. Seit 2012 spielt sie in der Bundesliga, Stammtorhüterin ist sie spätestens, seit Laskowski vor der vergangenen Spielzeit das Regiment übernahm. Der Zugang des früheren polnischen Nationalspielers markiert für Krüger, deren Mutter ebenfalls aus Polen stammt, den Wendepunkt des Damenteams.

„Tomek hat bei uns Krafttraining eingeführt, was wir zuvor gar nicht kannten. Wir sind athletisch auf einem ganz anderen Niveau und haben uns ein Gerüst erarbeitet, auf dem wir nun aufbauen können“, sagt sie. Dass man in der Saison 2015/16 das Etappenziel, endlich den Abstiegskampf hinter sich zu lassen, souverän erreichen und die Serie auf Platz acht abschließen konnte, habe dem gesamten Team einen gehörigen Motivationsschub gegeben. „Alle haben gesehen, dass sich die harte Arbeit, die Tomek mit seiner konsequenten Art einfordert, in Form von Ergebnissen auszahlt“, sagt sie.

Während die Damen über Jahre um den Klassenerhalt rangen, eilten die Herren des HTHC von Titel zu Erfolg. Dennoch habe man sich im Verein niemals allein gelassen gefühlt, sondern den Erfolg der Herren als Motivation nutzen können, sagt die Torfrau, die in Harvestehude mit ihrem besten Freund Fritz Ress, der bei den Zweiten Herren des Clubs an der Alster spielt, eine Wohnung teilt. Diese Unterstützung zahle sich nun aus. „Wir haben uns in dieser Saison vorgenommen, den Klassenerhalt schon in der Hinrunde zu sichern und dann nach oben zu schauen“, sagt die Studentin der Sozialökonomie.

Der starke Saisonstart mit drei Siegen aus vier Spielen, der den HTHC zumindest temporär zum Tabellennachbarn der kommenden Topgegner gemacht hat, ist ein weiterer Nachweis des Reifeprozesses. Gegner wie Rüsselsheim und Lichterfelde, in den vergangenen Jahren stets harte Konkurrenz im Abstiegskampf, konnte die Auswahl Laskowskis, dem anstelle des beruflich und sportlich eingespannten Nationalspielers Tobias Hauke der derzeit verletzte Herrenspieler Nic Spooner assistiert, souverän bezwingen. „Für uns ist es schön zu sehen, dass wir jetzt in der Lage sind, diese Spiele nach Hause zu bringen, anstatt wie früher Pflichtsiege aus der Hand zu geben“, sagt Krüger.

Für die Torhüterin sind die kommenden Monate aber nicht nur auf Vereinsebene immens wichtig für ihre Entwicklung. Mit der U-21-Auswahl tritt sie Ende November zur WM in Santiago de Chile an. Zeichnet sie sich dort aus, lockt eine Berufung ins A-Nationalteam, wo sie mit ihrem Idol Kristina Reynolds zusammenspielen könnte. Rosa Krüger weiß, dass sie noch viel Arbeit vor sich hat, um auf das Niveau ihrer früheren Vereinskameradin zu kommen. Dass sie diese Arbeit nicht scheut, beweist die Reaktionsschnelligkeit, die sie sich in vielen Extraeinheiten antrainierte, um die geringe Körpergröße von 162 Zentimetern zu kompensieren. Sie hat sich mit Riesenschritten entwickelt, und dennoch ist da noch viel Potenzial. Das hat sie mit ihrem Team gemein.