Berlin. Nach schwacher erster Halbzeit kassieren die Hamburger in Berlin mit 0:2 ihre vierte Saisonniederlage

Es war eine klare Aussage, die aus der St.-Pauli-Mannschaft kam: „Nach dieser englischen Wochen wissen wir, wo wir stehen.“ Wenn man diese Worte zum Maßstab nimmt, muss man nach dem 0:2 (0:2) bei Union Berlin feststellen, dass der Blick der Kiezkicker vorerst auf den Tabellenkeller gerichtet werden muss. Die Zahlen untermauern die Tatsache, dass die Hamburger in ihre erste Krise seit der Saison 2014/15 schliddern. „Wir haben uns mit haarsträubenden Fehlern erneut selbst geschlagen“, klagte St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen.

Nach sieben Spielen hat St. Pauli fünf Punkte auf dem Konto, bislang steht lediglich ein Sieg (2:1 gegen Bielefeld) zu Buche. Eine Bilanz, die auch beim vierten Auswärtsspiel der Saison nicht verschönert werden konnte. Die Spiele in Berlin standen bereits in der jüngeren Vergangenheit unter keinem guten Stern für St. Pauli. Den bisher letzten Sieg an der „Alten Försterei“ gab es vor knapp fünf Jahren. Dass es auch dieses Mal ohne Erfolgserlebnis zurück nach Hamburg ging, hatte sich das Team selbst zuzuschreiben.

Als um 19.15 Uhr die Mannschaftsaufstellung veröffentlicht wurde, trauten viele ihren Augen nicht. So verzichtete Lienen zu Beginn auf Topstürmer Aziz Bouhaddouz, Bernd Nehrig, Kyoungrok Choi und Ryo Miyaichi, der wegen Wadenproblemen gar nicht erst im Kader stand. Überraschend kam dagegen die 20 Jahre alte Nachwuchshoffnung Maurice Litka zu ihrem Zweitliga-Startelf-Debüt. Jan-Philipp Kalla, Christopher Avevor und Marvin Ducksch rotierten ebenfalls in die Mannschaft. Auch Lasse Sobiech, der wohl an diesem Dienstag das Urteil für seine Tätlichkeit am vergangenen Donnerstag im Spiel gegen 1860 München (2:2) erhalten wird, war mit dabei. Lienen setzte wegen der drei Partien in acht Tagen auf Rotation.

Eine Maßnahme, die gerade mal zwölf Minuten lang fruchtete. Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung von Debütant Litka konterte Union blitzschnell. Philipp Hosiner ließ Robin Himmelmann mit seinem flachen Schuss ins lange Eck keine Abwehrchance. Ein Treffer, der Wirkung zeigte. St. Pauli wirkte fahrig im Aufbauspiel, dem Passspiel fehlte jegliche Präzision, was zur Folge hatte, dass die Offensivabteilung der Hamburger kaum brauchbare Zuspiele bekam. Torabschlüsse kamen in erster Linie nach Einzelaktionen zustande. Waldemar Sobota scheiterte in Minute sechs am Außennetz und Mittelstürmer Ducksch mit einem sehenswerten Schlenzer an Berlins Keeper Jakob Busk (32.Minute).

Was positiv stimmte, war, dass sich die Hamburger in die Partie arbeiteten und die variabel spielenden Berliner defensiv zumeist im Griff hatten. Da passte es ins Bild, dass mal wieder ein vermeidbarer individueller Fehler zu einem weiteren Gegentor führte. Nach einem Stockfehler Avevors schaltete Union wieder schnell um. Der bis dahin souveräne Abwehrchef Sobiech klärte zunächst diese brenzlige Situation im eigenen Strafraum, um dann den Ball unbedrängt in die Füße von Kenny-Prince Redondo zu spielen, der die Kugel danach nur noch einschieben musste. Trainer Lienen konnte ob solcher Fehler nur den Kopf schütteln.

In der zweiten Hälfte versuchte Lienen mit der Einwechslung von Bouhaddouz als zweiten Stoßstürmer für frische Impulse zu sorgen. Was half: St. Pauli präsentierte sich griffiger in den Zweikämpfen, was dazu führte, dass die Kiezkicker kurze Druckphasen aufbauen konnten. Klare Torchancen sprangen aber auch in Hälfte zwei nicht heraus. Auch wenn der FC St. Pauli keinesfalls leblos wirkte, musste man konstatieren, dass die Mannschaft weiter große Probleme hat, einen spielerischen Weg zu finden, eine ordentliche Leistung auch in Punkte umzumünzen.

Wenn das Team nicht schnell die Eigenfehler abstellt, ist der Absturz auf einen Abstiegsplatz nur eine Frage der Zeit. Am Sonnabend hat die Lienen-Elf die Chance, es beim Bundesliga-Absteiger Hannover besser zu machen. Fazit von Torhüter Torhüter Himmelmann: „Es ist offensichtlich, dass wir unten dabei sind. Wir legen uns die Dinger selbst rein oder bereiten sie vor. Solche eklatanten Fehler wie heute dürfen uns nicht mehr so oft passieren.“