Hamburg. Podiumsdiskussion mit Reinhard Grindel im Winterhuder Fährhaus

Ganz um das Thema herum kam Reinhard Grindel nicht. „Die spielerische Substanz des HSV ist so gut, dass ich glaube, dass es wieder bessere Zeiten geben wird“, sagte der gebürtige Hamburger gestern Abend im Winterhuder Fährhaus. „Ich kenne Markus Gisdol nicht persönlich, aber ich wünsche ihm selbstverständlich viel Glück.“ Verständliche Diplomatie des DFB-Präsidenten, der auf Einladung der CDU-Verbände Hamburg-Nord und Alstertal mit den Moderatoren Christoph Ploß und Dennis Thering sowie 150 Gästen 90 Minuten lang über „die Bedeutung des Fußballs für unsere Gesellschaft“ plauderte.

Grindel über ...

... den Fall Teutonia 05: „Ich habe mich gerade bei Umweltministerin Barbara Anne Hendricks (SPD) dafür eingesetzt, dass möglichst bald der Altanlagen-Bonus umgesetzt wird. Wenn ausreichend Übungsleiter und Kinder vorhanden sind und ein Verein viel investiert, kann es nicht sein, dass der Lärmschutz strenger wird. Im Gegenteil, die Rahmenbedingungen für Sport müssen verbessert werden, das gilt allgemein auch für Hamburg als wachsende Stadt.“

... das Ehrenamt: „Wir haben in Deutschland 160.000 Mannschaften, zwei Millionen Aktive werden vom Fußball bewegt. Wir sind ein Fußball-Land! Aber: Wir wissen aus Untersuchungen, dass das größte Problem ist, Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Viele Eltern begreifen Vereine heute als Dienstleistungsunternehmen, ihr Anspruchsdenken ist gewachsen: Beim Training sollen die Karriere zum Bundesligaspieler gefördert und idealerweise auch Erziehungsdefizite beseitigt werden, und das möglichst für drei Euro im Monat. Die Eltern sind genauso gefordert, sich zu beteiligen.“

… das Misstrauen gegen Verbände: „Wir müssen die Einheit des Fußballs so leben, dass die Menschen an der Basis nicht das Gefühl haben, die da oben haben den Schuss nicht gehört. Dem neuen Uefa-Präsidenten Aleksander Ceferin habe ich in mehreren Gesprächen klargemacht, dass für uns Fragen wie Good Governance (gute Regierungsführung, die Red.), Compliance (Regelkonformität) und Nachhaltigkeit entscheidende Bedeutung haben. Dazu gehört auch Transparenz. Wir als DFB haben den Finanzbericht 2015 veröffentlicht, das war früher ein Buch mit sieben Siegeln. Damit wollen wir zeigen, dass wir es ernst meinen.“

… Franz Beckenbauer: „Ich habe großen Respekt vor der Lebensleistung von Franz Beckenbauer, aber auch vor den Hunderttausenden Ehrenämtlern. Er hätte klarmachen sollen, dass er eine Zuwendung von WM-Sponsor Oddset bekommt. Seine Tätigkeit als Ehrenamt zu deklarieren war nicht richtig.“

… Olympia und EM 2024: „Ich habe es sehr bedauert, dass die Bewerbung Hamburgs nicht funktioniert hat. Es hätte gerade für die Sportarten neben dem Fußball ein Leuchtturmprojekt sein können, für sich zu werben. Dennoch sollten wir uns weiter um sportliche Großereignisse bewerben, wir als DFB setzen uns dafür ein, die EM 2024 nach Deutschland zu holen, aber in einem transparenten und nachvollziehbaren Prozess, wie bei der Frage, in welchen Stadien gespielt werden soll. Wir werden Experten hinzuziehen, die uns begleiten.“

... gestiegene Ablösesummen: „Das Verhältnis zwischen Umsatz und Personalkosten hat sich noch kaum verändert. Wir dürfen nicht vergessen: Einzelne Spieler haben eine viel größere Wirkkraft als früher, ein Mesut Özil hat 31 Millionen Fans bei Facebook.“