St. Petersburg. Hamburger bezwingt in St. Petersburg US-Open-Sieger Wawrinka

Alexander Zverev schlug fassungslos die Hände vor das Gesicht, auf der Tribüne schossen seinem Vater die Tränen in die Augen: Nachdem er als jüngster Deutscher seit Boris Becker ein Turnier auf der ATP-Tour gewonnen hatte, konnte der 19-Jährige sein Glück kaum fassen. „Ich bin überwältigt“, sagte der gebürtige Hamburger nach seinem Turniersieg in St. Petersburg in perfektem Russisch.

Durch ein 6:2, 3:6, 7:5 im Finale gegen US-Open-Champion Stan Wawrinka (Schweiz) feierte Zverev im dritten Anlauf den ersten Titel seiner Karriere. „Ich weiß gar nicht, was gerade passiert ist. Ich hätte keinen besseren Ort für meinen ersten Turniersieg wählen können“, sagte Zverev, dessen Eltern Alexander senior und Irina aus Russland stammen. Der Hamburger Rothenbaum kam ihm in den Emotionen nach dem Triumph nicht in den Sinn.

Zverev verwandelte nach 2:24 Stunden seinen zweiten Matchball und strich ein Preisgeld in Höhe von 145.000 Euro ein. Seine Entscheidung, nicht für das deutsche Team im Daviscup-Relegationsspiel am vergangenen Wochenende auf Sand in Berlin gegen Polen anzutreten, hat sich so aus seiner Sicht als absolut richtig erwiesen. Mit 19 Jahren und 158 Tagen ist er der jüngste deutsche Turniersieger, seit Becker 1985 mit nur 17 Jahren und 199 Tagen im Londoner Queens Club triumphiert hatte.

Seine erste große Siegerehrung absolvierte Zverev fast schon wie ein alter Hase. Mit dem Pokal in der Hand lobte er zunächst Gegner Wawrinka und dankte anschließend sämtlichen Sponsoren sowie seinem Team. „Mein Vater, mein Bruder Mischa, alle haben mir in dieser Woche viel geholfen“, sagte er.

In der Heimat seiner Eltern setzte Zverev Wawrinka von Beginn an mit starken Aufschlägen und aggressivem Grundlinienspiel unter Druck. Im ersten Satz fügte er dem Favoriten die ersten beiden Aufschlagverluste des gesamten Turniers zu. Anschließend drehte der topgesetzte Wawrinka auf, gewann den zweiten Satz und lag auch im dritten Durchgang mit 3:0 in Führung. „Sascha“ Zverev kämpfte sich jedoch in das Match zurück und drehte die fast schon verloren geglaubte Partie noch. „Ich habe nie aufgegeben“, sagte der Teenager, der im Halbfinale den Tschechen Tomas Berdych ausgeschaltet hatte.

Alexander Zverev spielt in dieser Woche beim ATP-Turnier in Shenzhen (China) in Runde eins gegen den Japaner Yoshihito Nishioka. Sein Bruder Mischa (29) trifft auf den Chinesen Zhe Li. Der Hamburger Tobias Kamke (30) muss zum Auftakt des Challengerturniers in Orleans (Frankreich) gegen den Österreicher Jürgen Melzer antreten.