Hamburg. Neuer Hockey-Bundesligastar Gonzalo Peillat mit Mannheim in Hamburg sieglost

Eine wunderbare Erkenntnis war das, die ins Bewusstsein der Hockeyinteressierten einsickerte, spätestens als er am Sonntag an der Barmbeker Straße beim Stand von 3:4 bei abgelaufener Uhr die Schlussecke vergab: Gonzalo Peillat ist doch nur ein Mensch! Dieser Fleisch gewordene Deutschland-Schreck, der der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Halbfinale beim 5:2-Sieg Argentiniens mit drei Eckentoren den Traum vom dritten Gold in Serie zerschossen hatte, war ja angesichts seines Elf-Tore-Beitrags zum ersten Olympiatriumph der „Gauchos“ zum Übernatürlichen erklärt worden. Dass jedoch auch der beste Strafeckenschütze der Welt kein Garant für Siege sein muss, war an diesem Wochenende in Hamburg zu besichtigen.

Mit seinem neuen Team Mannheimer HC stellte sich der vom niederländischen Spitzenclub HGC Wassenaar in die Bundesliga gewechselte 24-Jährige am Sonnabend beim Club an der Alster und am Sonntag beim Harvestehuder THC vor. Elf Ecken – sechs beim 2:2 gegen Alster und fünf beim 3:4 gegen den HTHC – erarbeiteten sich die als Titelkandidat mit Kantersiegen über die beiden anderen Hamburger Vertreter Klipper THC (5:0) und Uhlenhorster HC (7:0) in die Saison gestarteten Kurpfälzer. Und nur zwei davon – eine in jedem Spiel – konnte Peillat verwandeln.

Nun muss man zu seiner Ehrenrettung sagen, dass die Schlussecke am Sonntag verstoppt und einmal eine Ablagevariante gespielt wurde. Und dass vor allem Alster, vom Trainerteam um Chefcoach Russell Garcia und Torwarttrainer Jimi Lewis hervorragend eingestellt und mit einem starken Felix Reuß im Tor, sich auf Peillats Varianten sehr gut eingestellt hatte. Aber dass der Argentinier auch zweimal daneben zielte, war ein Fakt, den es in Rio nicht zu besichtigen gab. Dass HTHC-Eckenexperte Michael Körper immerhin zwei der fünf Hamburger Ecken verwertete und damit das interne Duell mit Peillat gewann, war eine schöne Pointe.

Die Erklärung lieferte der argentinische Abwehrspieler, der mit seiner für Mannheims Damen verpflichteten Freundin Florencia Habif nach Deutschland gezogen ist, ohne Umschweife. „Natürlich fehlt es noch an der Abstimmung. Bei einer Ecke muss das Zusammenspiel zwischen Herausgeber, Stopper und Schütze zu hundert Prozent harmonieren“, sagte er.

Mit dem Nationalteam übe er jeden Tag die Ausführung spielentscheidender Standards. Dazu war in Mannheim bislang keine Zeit, da Peillat nach dem Olympiatriumph und einem anschließenden 14-tägigen Heimaturlaub erst Mitte des Monats zu seinen neuen Mitspielern gestoßen war. „Mit der Zeit werde ich auch hier die Ecken noch effektiver nutzen“, drohte er.

Angesichts des freundlichen Empfangs am Voßberg, wo ihm zur Anerkennung für den Olympiasieg eine Flasche Weißwein und ein HTHC-Pullover überreicht wurden, konnte Peillat letztlich freundliche Miene zum bitteren Ergebnis machen. „Ich freue mich sehr darüber, dass man mich in Deutschland so nett aufnimmt, obwohl wir den Deutschen das Gold weggeschnappt haben“, sagte er. Da sei es zu verschmerzen, dass der HTHC, der am Sonnabend den Lokalrivalen TSV Mannheim mit 5:0 besiegt hatte, die Tabellenführung übernommen habe. „Sie haben etwas glücklich, aber nicht unverdient gewonnen.“

Dieser Analyse konnte Christoph Bechmann nur zustimmen. Nachdem sein Team die ersten 20 Minuten verschlafen und einen 0:2-Rückstand zusammengestolpert hatte, weckte der HTHC-Chefcoach seine Mannen mit einer lautstarken Ansprache in einer Auszeit, und fortan waren die Schwarz-Gelben so griffig, wie man sie aus den vergangenen Jahren kannte. Angetrieben von Mittelfeldmotor Tobias Lietz, der zum 1:2 traf, schossen Kilian Pöhling und Körper den Erfolg heraus.

Auch wenn der Name Peillat Strahlkraft hat: Den Höhepunkt des Hockeywochenendes aus Hamburger Sicht, das insgesamt 16 Bundesligapartien bot, erlebten am Sonntag die Zuschauer, die auf die Anlage des Uhlenhorster HC am Wesselblek gekommen waren. 22 Tore in zwei Spielen wurden geboten, als zur Neuauflage der Finals um die deutsche Feldmeisterschaft der Damen und Herren Rot-Weiß Köln zu Gast war. Zunächst trennten sich die Damen 6:6, anschließend gab es zwischen den Herren der beiden Topclubs ein 5:5.

Für die UHC-Herren war das besonders bitter, wäre gegen den Meister angesichts eines Gegentreffers in der letzten Spielminute der erste Saisonsieg durchaus möglich – und angesichts des Chancenverhältnisses auch verdient – gewesen. Nun steht das Team von Cheftrainer Kais al Saadi, das am Sonnabend 2:3 gegen Krefeld verloren hatte, mit nur einem Zähler auf Rang zehn – und droht die Endrundenplätze schon sehr früh aus den Augen zu verlieren. „Am kommenden Wochenende müssen wir uns nun in Lichterfelde und beim Berliner HC freistrampeln“, sagte al Saadi.