Es genügt ein Blick auf die Tabelle der Zweiten Liga, um zu dem Schluss zu gelangen, dass der FC St. Pauli seinen Ansprüchen hinterherläuft. Ein Sieg aus sechs Spielen, Tabellenplatz 14. So hatte sich der Kiezclub den Saisonstart wahrlich nicht vorgestellt. Nimmt man die Aussagen der Verantwortlichen nach dem 2:2 gegen 1860 München am Donnerstag als Maßstab, so hat es den Anschein, als hätte sich die Fußballwelt gegen sie verschworen. Frei nach dem Motto: „Erst hatten wir kein Glück – und dann kam auch noch Pech dazu.“

Ganz so einfach ist die Erklärung für die Leistungen nicht. Natürlich muss man festhalten, dass es bisher eine Vielzahl unglücklicher Fehlentscheidungen gegen das Team von Ewald Lienen gab. Doch zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass der Kiezclub auf dem Platz deutlich erkennbare Schwächen offenbart. Die Mannschaft tut sich schwer, einen Weg zu finden, Spiele erfolgreich zu gestalten. Mal übertreffen sich die Profis im Auslassen von Großchancen, mal sind es unerklärliche Aussetzer im Defensivverhalten, die dazu führen, dass zwischen Aufwand und Ertrag eine Diskrepanz herrscht, die Punkte kostet.

Fakt ist: Die Verantwortlichen sollten den Spielern gar nicht erst ein Alibi für fehlende Zähler verschaffen. Ob 1860 München einen spendierfreudigen Investor hat oder die Schiedsrichter unfähig sind, ist im Moment nicht das Thema. Jeder ist gefordert, seinen Teil dazu beizutragen, dass man gar nicht erst in den Abstiegskampf gerät. Wie eklig das sein kann, hat man bei St. Pauli vor zwei Jahren am eigenen Leib erfahren.

Seite 42 St. Paulis Nebenkriegsschauplätze