Hamburg. Das Hamburger Judo-Team kämpft um den Einzug in die Bundesliga-Endrunde – und um deren Ausrichtung

Viel spannender als der Sonnabend verspricht für Rainer Ganschow der kommende Mittwoch zu werden. Dann nämlich könnte die Exekutive der Judo-Bundesliga den Ausrichter der diesjährigen Endrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Männer benennen. Dass das Hamburger Judo-Team einer der vier Teilnehmer sein wird, daran bestehen für seinen Präsidenten Ganschow keine Zweifel. Nach dem 11:3-Sieg im Viertelfinalhinkampf beim JC Rüsselsheim könne im Rückkampf an besagtem Sonnabend (17 Uhr) in der Sporthalle Wandsbek „eigentlich nichts mehr passieren“.

Offenbar haben das auch die Rüsselsheimer eingesehen, sie werden wohl nur mit einer B-Mannschaft nach Hamburg kommen. Und auch HJT-Trainer Slavko Tekic will die Chance nutzen und Kämpfer einsetzen, die sonst eher selten auf die Bundesligamatte kommen. Die ausländischen Stars der Mannschaft werden erst gar nicht eingeflogen.

Sie werden dann bei der Endrunde am 29. Oktober wieder gebraucht. Gern würde Ganschow das Turnier erstmals nach sieben Jahren wieder nach Hamburg holen. Aber die frühere Praxis, dass sich Nord- und Südmeister mit der Ausrichtung abwechseln, hat die Bundesliga bereits 2015 aufgegeben. Stattdessen wurden die Bewerber aufgefordert, eine Lizenzgebühr anzubieten. „Auf eine solche Versteigerung haben wir uns damals nicht eingelassen“, sagt Ganschow. Zumal die Führungsebene des Deutschen Judo-Bundes Zustimmung signalisiert habe. Am Ende bekam trotzdem Esslingen den Zuschlag. Begründung: So müssten nur die Hamburger und nicht die drei vertretenen Südclubs eine weite Anreise auf sich nehmen.

Diesmal ist wohl Leipzig der Mitbewerber – vorausgesetzt, die Sachsen holen gegen Witten den 5:9-Rückstand aus dem Hinkampf noch auf. „Wenn sie dem Verband 10.000 Euro bieten, wird es schwer für uns“, fürchtet Ganschow. Aber selbst auf fremder Matte wären die Hamburger in diesem Jahr klarer Titelfavorit. Alle fünf Kämpfe in dieser Saison wurden souverän gewonnen. Dabei kamen Alexander Wieczerzak, Aaron Hildebrand und Igor Wandtke noch gar nicht zum Einsatz. Die drei Nationalkämpfer waren vor der Saison vom deutschen Meister TSV München-Großhadern nach Hamburg gewechselt. Ein privater Sponsor hatte ihnen das ermöglicht. „Sie werden uns im Finale noch erheblich verstärken“, sagt Ganschow. Das wird nötig sein, sollte Trainersohn David Tekic, der deutsche Meister in der Klasse bis 90 Kilogramm, wie befürchtet aufgrund einer Meniskusverletzung ausfallen.

Ansonsten aber halte man am Prinzip fest, auf Kämpfer aus der Region und den eigenen Nachwuchs zu setzen. Das mache den besonderen Geist des Teams aus, der auch das Münchner Trio zum Wechsel nach Hamburg bewogen habe: „Wir sind keine Legionärstruppe, bei uns stehen alle voll hinter dem Team.“ Was am Sonnabend wieder zu beweisen wäre.