Hamburg. Neben Trainer Labbadia ist vor allem HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer im Fokus

Bereits am Sonnabend war Dietmar Beiersdorfer rund um das Heimspiel gegen RB Leipzig im Volkspark omnipräsent. Zumindest auf dem Papier. Dem eigenen Stadionmagazin „HSV Live“ hatte er ein „exklusives Interview“ gegeben, in dem der Clubchef „so offen wie nie über seinen HSV“ sprach. Beiersdorfer redete über seine Zeit an der Uni, Feng-Shui und das Gläserspülen im früheren Restaurant seiner Frau. Sich öffentlich äußern wollte Beiersdorfer im Anschluss an das 0:4 gegen Leipzig dagegen nicht. Noch nicht.

Erst am Tag nach dem Heimdebakel hatte der Vorstandsvorsitzende Rede­bedarf. Er habe eine ziemlich harte Nacht hinter sich gebracht, sagte Beiersdorfer. „Wir haben das Spiel in einer Deutlichkeit verloren, die nicht sein darf.“ Beiersdorfer, der sich unmittelbar nach dem Spiel mit seinen Vorstandskollegen getroffen hatte, wirkte angeschlagen und gleichzeitig angriffslustig. Auf die Fragen nach Trainer Bruno Labbadia war der Clubchef bestens vorbereitet. „Das Gerede im Umfeld ist doch normal“, sagte Beiersdorfer. „Auch wir sind sehr unzufrieden mit den Ergebnissen und mit den nicht zu Ende gespielten Spielen.“ Ein deutliches Bekenntnis zum immer lauter kritisierten Trainer vermied der HSV-Chef genauso wie ein konkretes Ultimatum. „In Freiburg müssen wir über unsere Grenzen gehen, über die wir bislang noch nicht gekommen sind.“ Und das Wort „Grenzen“ sollte Beiersdorfer noch häufiger benutzen: „Wir gehen nicht an unsere Grenzen“, kritisierte der 52-Jährige, der ein weiteres Mal wiederholte: „Wir müssen jetzt an und über die Grenzen gehen. Das ist noch nicht passiert.“

Ob und wann er eine rote Linie ziehen würde, wollte Beierdorfer nicht beantworten. „Letztlich weiß man, dass die Fragen kommen“, sagte er. „Natürlich muss ich auch Sachen erwarten, die kurzfristiger möglich sind.“ Die nächste Labbadia-Nachfrage, die nächste Labbadia-Antwort: „Es ist ein komplexes System. Wir haben noch nicht die Leistung abgerufen, die wir imstande sind zu leisten. Da muss jeder Verantwortung übernehmen. Das kann man nicht auf den Trainer schieben oder einzelne Spieler oder die, die unterzeichnen lassen, sondern wir müssen versuchen, diesen Tiefschlag zu überwinden.“

Dann präzisierte Beiersdorfer: „Unterm Strich haben wir zu wenig klare Torchancen. Wir müssen daran arbeiten, dass wir uns konkrete Torchancen erarbeiten.“ Eine letzte Labbadia-Nachfrage. Ob er es schaffen wird?, wollte einer wissen. Eine letzte Antwort: „Das hat er schon häufig gemacht oder schon häufig geschafft. Natürlich glaube ich, dass er es schaffen kann“, so Beiersdorfer.

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