Rio de Janeiro. Rehm und Co. feiern Triumph – Hamburg erhält in Rio WM im Rollstuhlbasketball

Der Ersatzläufer sah es als Erster. Heinrich Popow rannte die Tribüne des Olympiastadions herunter und brüllte: „Wechselfehler, Wechselfehler!“ Die deutsche Teamleitung und eine Jury schauten sich das 4x100-Meter-Finale bei den Paralympics in Rio de Janeiro auch noch einmal genauer an. Die Folge: Das Team USA wurde disqualifiziert, nachdem es gerade einen Weltrekord gelaufen war. Und die deutsche Sprintstaffel um Markus Rehm wurde zum Sieger erklärt, als sie sich auf ihrer Ehrenrunde gerade schon ausgelassen über Silber freute.

Es ist die erste Goldmedaille für den Leichtathletik-Star Rehm bei diesen Paralympics – bloß erfuhren er und seine ebenso auf Unterschenkelprothesen laufenden Teamkollegen David Behre, Felix Streng und Johannes Floors davon am Montagabend als Letzte. „Wir kamen gerade auf die Zielgerade zurück und sahen, wie auf der Tribüne alle ausflippten“, sagte Rehm. „Wir haben uns gedacht: Ja, wir haben Silber geholt, das ist toll. Aber warum rastet ihr deshalb so aus? Dann habe ich auf die Anzeigetafel geguckt. Das ist krass!“

Platz eins Deutschland, 40,82 Sekunden, paralympischer und auch Europarekord. Das war auf der Anzeigetafel zu lesen. Der vermeintliche Weltrekord der Amerikaner (40,61) erlangte keine Gültigkeit. Knapp zwei Stunden nach dem Sieg mit der Staffel holte Behre in der Europarekordzeit von 21,41 Sekunden zudem noch Bronze über 200 Meter.

Einen Sieg gab es in Rio ines auch für die Sportstadt Hamburg zu feiern. Die Stadt wurde wie erwartet vom Rollstuhlbasketball-Weltverband zum Ausrichter der WM 2018 der Frauen und Männer gekürt. „Der Zuschlag stärkt die Rolle der Stadt als Hochburg des paralympischen Basketballs“, sagte Innensenator Andy Grote. Hamburg konnte sich gegen Dubai, Tokio und Los Angeles durchsetzen.

Und wie zum Beweis demonstrierte in Rio die deutsche Frauenauswahl beim 76:28 im Viertelfinale gegen Frankreich ohne jede Mühe ihren Favoritenstatus. Im Halbfinale am Donnerstag geht es für den Paralympicssieger von 2012 nun gegen die Niederlande, die laut Bundestrainer Holger Glinicki derzeit das stärkste Team besitzen.

Unterdessen bleibt Russlands Behindertensportlern die Teilnahme an den Paralympics versagt. Das Oberlandesgericht Düsseldorf wies sämtliche 94 Einzelklagen ab.