Timmendorfer Strand. Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst überzeugten bei der deutschen Meisterschaft mit einem starken Auftritt.

„Sind das wirklich die Olympiasiegerinnen?“, fragten sich viele der Spaziergänger, blieben dann ehrfurchtsvoll am Strandstadion stehen, zückten ihre Handykameras und hielten sie in die warme Nachmittagssonne. Willkommen in Timmendorfer Strand zu den 24. deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften.

Sollte es bei wenigen der vielen Schaulustigen noch Zweifel gegeben haben, Laura Ludwig und Kira Walkenhorst zerstreuten sie zum Auftakt der Titelkämpfe mit einem strunzseriösen wie konzentrierten Auftritt. Ja, sie sind die besten Strandspielerinnen der Welt! Und drei Wochen nach ihrem Triumph an der Copacabana haben sie offenbar nichts von ihrer Form eingebüßt.

Stefanie Hüttermann/Lena Ottens aus Nordrhein-Westfalen bekamen die Klasse der Hamburgerinnen in ihren goldfarbenen Oberteilen 26 Minuten lang hautnah zu spüren, dann war die Lektion nach zwei schnellen Sätzen beendet: 21:10, 21:8. Ludwig hatte hinterher nur eines auszusetzen: „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Aber am Freitag hoffe ich auf noch mehr Zuschauer. Und es darf gern ein bisschen lauter werden.“ Rund 2500 Besuchern hatten auf dem Centre-Court viele Plätze frei gelassen.

Erst seit zehn Tagen führt das Duo wieder ein geregeltes Sportlerleben

Es waren zuletzt intensive drei Wochen für Ludwig (30) und Walkenhorst (25). Gastspiele im Fernsehen, bei Sponsoren, bei Festen, die Welt der Reichen und Schönen hatte sich für die Olympiasie­gerinnen schlagartig geöffnet. Erst vor zehn Tagen kehrten sie zu ihren sportlichen Wurzeln zurück, wie Ludwig es nannte, stiegen am Hamburger Olympiastützpunkt wieder in ein geregeltes Übungsprogramm ein. Training statt Talken, Pritschen statt Party.

Es wird wohl weitere Zeit dauern, bis beiden der Wunsch nach Alltag, nach Routine, ja Normalität wieder gewährt wird. Auch bei den deutschen Meisterschaften herrscht gefühlter Ausnahmezustand. Das Medieninteresse hat sich gegenüber vergangenen Titelkämpfen verdoppelt, im angrenzenden Kurpark ließen die Hamburger Organisatoren Frank Mackerodt (53) und Frank Ehrich (49) erstmals eine Videowand aufbauen. Die mobile Ahmann-Hager-Arena direkt an der Ostsee bietet 6000 Zuschauern Platz, wohl zu wenig in den nächsten beiden Tagen, wenn die Finalspiele anstehen. Und damit Ludwig/Walkenhorst halbwegs ungestört vom Hotel zum Court gelangen können, stehen dem HSV-Duo – wenn nötig – zwei Bodyguards zur Seite. Am Donnerstag wurden sie nicht gebraucht.

Bislang lächeln sich beide den Hype um ihre Personen schön, doch mancher angestrengt bis gelangweilt wirkender Gesichtsausdruck verrät die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung. Schließlich ist inzwischen alles gesagt, und das auch von allen. Hinzuzufügen wäre höchstens noch, dass der Stress mit Timmendorf nicht zu Ende ist. Zum Abschluss der Weltserie baggern in der nächsten Woche die besten acht Teams der Tour, dazu kommen vier Wildcards des Veranstalters, im kanadischen Toronto um insgesamt 536.000 US-Dollar Preisgeld bei Frauen und Männern.

Vor dem letzten Saisonauftritt trennen sich die Wege der beiden erneut für kurze Zeit. Ludwig fliegt am Sonntag nach Übersee, Walkenhorst am Montag. Nach Toronto bittet Cheftrainer Jürgen Wagner (60/Bochum) zur Aussprache. Das Team will sich für die nächsten Jahre neue Ziele setzen. Danach ruht der Beachvolleyball für zwei Monate, bis es im Dezember mit frischem Elan weitergeht – zunächst mit weiteren Ehrungen und TV-Auftritten.

Der Pay-TV-Sender Sky Sport 1 überträgt am Sonnabend (ab 10.45 Uhr) und Sonntag (ab 12.10 Uhr) acht Stunden live aus Timmendorf.