Hamburg. Nach 27 Jahren geht es am Sonntag erstmals um deutsche Meisterschaften. Bei den Teilnehmern kommt das Format offenbar gut an

Der vergangene Sonnabend fühlte sich für Jana Sussmann schon „ein bisschen nach Saisonende an“. Hamburger Rekord über 3000 Meter Hindernis gelaufen – und dann noch vor der traumhaften Kulisse von 44.500 Zuschauern beim Istaf in Berlin – viel besser konnte das Leichtathletikjahr nach der Enttäuschung der so knapp verpassten Olympiateilnahme gar nicht ausklingen. Sussmann (25) lässt es aber noch ein bisschen weiterlaufen. Wann gibt es schon die Chance, einen Titel in der eigenen Stadt zu gewinnen?

Erstmals in 27 Jahren werden beim Barmer-GEK-Alsterlauf am Sonntag (10 Uhr) auch die deutschen Meisterschaften im Straßenlauf über zehn Kilometer ausgetragen. Und Jana Sussmann will, zusammen mit Mona Stockhecke und Agata Strausa, ihren Mitstreiterinnen beim Lauf-Team Haspa-Marathon Hamburg, mindestens unter die besten drei Mannschaften laufen: „Das schaffen wir, da bin ich ganz zuversichtlich.“

Für die Titelkämpfe gingen 726 Meldungen aus dem gesamten Bundesgebiet ein. „Normalerweise liegen die Anmeldezahlen für diesen Wettbewerb zwischen 350 und 500“, sagt Wolfgang Timm, Präsidiumsmitglied des Hamburger Leichtathletik-Verbands, „offenbar ist die Einbettung in einen großen Lauf attraktiv.“ Knapp 5000 Anmeldungen lagen Veranstalter Karsten Schölermann am Dienstag vor. Damit dürfte Hamburg in diesem Jahr zum drittgrößten deutschen Zehnkilometerlauf hinter München (6556) und dem noch zu laufenden Great 10k Berlin aufsteigen.

Nachdem die Zahl der Finisher im Vorjahr um 15 Prozent auf 3568 eingebrochen war, kommen die Meisterschaften gerade recht, um dem Alsterlauf wieder Schwung zu geben. Die DM-Teilnehmer allein machen rund die Hälfte des Zuwachses aus. „Die andere Hälfte haben wir aktiv angeworben“, sagt Schölermann, Geschäftsführer der Agentur BMS. So sei die Frauenquote im Teilnehmerfeld erstmals auf mehr als 40 Prozent gestiegen, der Altersdurchschnitt wieder unter 40 Jahre gesunken.

In den kommenden Jahren will Schölermann beim Alsterlauf „noch mehr Freizeit- und Lifestyle-Angebote“ machen. Denn anders als sein boomender Hella-Halbmarathon sei ein Zehnkilometerlauf kein Event, zu dem man eigens aus München anreist – wenn man nicht gerade DM-Teilnehmer ist. Gleichzeitig drängen immer neue Angebote auf den Markt. Laut Timm hat sich die Zahl der Läufe in Hamburg seit 1992 auf 72 verdoppelt.

Allein im September konkurrieren vier große Veranstaltungen um Teilnehmer. Und schon am 3. Oktober lockt der Köhlbrandbrückenlauf. „Der Markt ist schon überlastet“, sagt Schölermann. Die Folgen hat auch er zu spüren bekommen: Sein Airport Race, der am Sonntag die 33. Auflage erlebte, hatte zuletzt mit Teilnehmerrückgängen zu kämpfen. Der Volkslauf durch das schöne Alstertal (25. September) konnte nur durch verstärkte Werbemaßnahmen die Zahl der Anmeldungen stabil halten.

Für 2017 will sich Schölermann wieder um die Meisterschaften bewerben, sofern Titelsponsor Barmer GEK den Vertrag verlängert. Dann hofft er auch, eigene Medaillenanwärter an den Start zu bringen. Zusammen mit Gleichgesinnten hat der Exläufer den Verein Hamburg Running gegründet und seinen BMS-Kompagnon Michael Barkowski als Trainer verpflichtet. Erste Athleten sollen in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden.