New York.

Wenn die Nacht über Flushing Meadows hereinbricht und die Scheinwerfer das Arthur-Ashe-Stadium hell erleuchten, ist die Verwandlung bereits abgeschlossen. Für die 20.000 Zuschauer im größten Tenniskessel der Welt steht dann nicht Angelique Kerber, die Tennisspielerin aus dem fernen Germany, auf dem Platz. Sie staunen über „Angie Körbör“, die einzige Frau, die es mit Superheldin Serena Williams (34) aufnehmen kann. Kerber hat sich längst an die einzigartige Atmosphäre der Nightsession gewöhnt. An den Lärm, das Licht, den späten Spielbeginn – die ganze Show im Big Apple.

„Heute habe ich das Match genossen“, sagte die 28-Jährige nach dem 6:3, 7:5 im Achtelfinale der US Open gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (26). Durch Kerbers Viertelfinaleinzug steht fest, dass Williams das Endspiel erreichen muss, um ihre Spitzenposition zu verteidigen. Sollten Kerber und Williams im Finale stehen, wäre die Siegerin die Nummer eins.

Noch vor einem Jahr hätte Kerber das Rampenlicht wahrscheinlich verstört. Vor dem Viertelfinale am heutigen Dienstag (18 Uhr MESZ/Eurosport) gegen Vorjahresfinalistin Roberta Vinci (33) aus Italien umgibt Kerber eine Aura der Selbstsicherheit, die im gesamten Frauentennis sonst nur Williams besitzt. Bundestrainerin Barbara Rittner sagt: „Natürlich können andere an guten Tagen auch eine Rolle spielen. Aber Angie und Serena sind die Konstanten.“

Doch gerade das Schicksal der US-Amerikanerin im vergangenen Jahr ist Kerber ein warnendes Beispiel, sich nicht zu früh mit dem (Fern-)Ziel zu beschäftigen. Zwei Siege vor dem historischen Grand Slam war Williams in New York gescheitert – ausgerechnet an Vinci. „Damals hatte Serena den Druck. Ihre Niederlage hat gezeigt: So etwas passiert sogar den Besten“, sagt Kerber. Wohl wissend, dass sie als „Angie Körbör“ längst eine der Besten ihrer Branche ist – nach den US Open New York vielleicht sogar die Beste.

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