Hamburg. Umstrittene Kampfsportserie UFC Fight Night macht Station in Hamburg und füllt die Arena mit 13.000 Fans

Es sind Zahlen, die staunen lassen. Wenn an diesem Sonnabend (ab 17.15 Uhr) die ersten Kämpfer zur UFC Fight Night in die Barclaycard-Arena einmarschieren, werden weltweit wohl 1,2 Milliarden Haushalte die TV-Bilder sehen. In Deutschland gibt es keine Live-Bewegtbilder im Fernsehen, nur das Internetportal „ran.de“ überträgt. Highlights gibt es in der Nacht zu Sonntag um 0.50 Uhr auf Pro Sieben Maxx. Die 13.000 Eintrittskarten waren innerhalb weniger Tage verkauft. 30 Prozent der Tickets gingen dabei ins Ausland. Kampfsportfans aus der ganzen Welt reisen extra für die Veranstaltung an.

Keine Sportart ist in den vergangenen Jahren derart gewachsen wie diese Kampfsportserie. Erst im Juli wurde die 1993 gegründete Ultimate Fighting Championship (UFC) für 4,2 Milliarden Euro an ein internationales Konsortium verkauft. Es war einer der größten Deals der jüngeren Sportgeschichte. „Es gibt keine andere Sportart, die solch ein Wachstumspotenzial hat. Wir sind noch lange nicht am Ende angekommen, wir haben gerade erst angefangen“, sagte UFC-Europa-Chef James Elliott.

Doch so angesagt die Käfigkämpfer besonders im nordamerikanischen und britischen Raum sind, so umstritten sind sie hierzulande. Vielen Außenstehenden drängt sich die Frage auf: Ist das wirklich noch Sport oder einfach nur blutrünstige Gewalt, legalisierte Körperverletzung, die primitivste Ur-Instinkte bedient? Wenn man sich bei YouTube-Videos von den UFC-Events ansieht, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass es sich um Straßenkämpfe vor großem Publikum handelt.

„Das Problem ist die Abstumpfung gegenüber den Auswirkungen der realen Gewalt. Bei Menschen, die nicht gefestigt sind und über ein relativ starkes Gewaltpotenzial verfügen, kann das Zurschaustellen von brutalen Situationen zum Enthemmungseffekt führen“, kritisiert der Psychologe Siegfried Preiser von der Frankfurter Goethe-Universität. Diese Kämpfe seien pervers. „Und solange ihre Ungefährlichkeit nicht nachgewiesen ist, müsste man überlegen, ob sie nicht verboten werden sollten.“

Die Sportart, bei der zwei Kämpfer in ein Käfig-Oktogon steigen, vereint Boxen, Ringen, Judo und Kickboxen, auch wenn jemand am Boden liegt, wird weiter draufgehauen. Der Verband bestreitet, dass es ein höheres Verletzungsrisiko gibt als etwa im Boxen, weil der ganze Körper und nicht allein der Kopf attackiert wird. Darüber hinaus sind je nach Veranstaltung pro Kampf nur drei bis fünf Runden angesetzt, die jeweils fünf Minuten dauern.

In den frühen 1990er-Jahren brüstete sich der Sport mit den Worten „There are no rules“. Ein Kampf ohne Regeln. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. So wurden Kopfstöße, Tritte gegen den Kopf eines am Boden liegenden Kämpfers sowie Tiefschläge verboten und gepolsterte Handschuhe vorgeschrieben. Elliott weiß, wie unterschiedlich sein Sport gesehen wird: „Jeder interpretiert die Bilder so, wie er es möchte. Es ist ein hochtaktischer Sport mit Bodenkampfelementen.“ Der Brite hat es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem den deutschen Markt zu erobern.

„Speziell Hamburg ist mit seiner Tradition im Boxen ein Top-Standort für Kampfsportveranstaltungen. Wir haben Hamburg bereits sehr lange im Auge. Mit unserem Kampfabend packen wir diese schöne Stadt auf die weltweite Landkarte. Jetzt liegt es an uns, eine gute Show zu bieten“, sagt Elliott, der nicht glaubt, dass Käfigkämpfe ein Imageproblem haben. „Es ist unser Job, die Faszination, die dieser Sport ausübt, zu transportieren. Die Disziplin der Kämpfer, der Respekt unter den Athleten. Die Leute sollen sich ein detailliertes Bild von dem Sport machen, um ihre Vorurteile auszuräumen.“

Prominentester deutscher Kämpfer ist am Sonnabend Nick Hein (32). Der Kölner trifft im Leichtgewicht auf den Südkoreaner Tae Hyun Bang.