Hamburg. Der älteste Starter im Stadtpark ist dreifacher Vizeweltmeister im Stabhochsprung

Gerhard Lickfett hat sich eine eigene Stabhochsprunganlage in seinem 30 Quadratmeter großen Wohnzimmer in Hamburg-Lokstedt aufgebaut. In der einen Ecke zwischen Sofa und Schrank hat er Handtücher zur Polsterung gestapelt, von der anderen Seite nimmt er mit einem vier Meter langen Stab etwa zwei Meter Anlauf – natürlich ist die Deckenhöhe nicht ausreichend, um tatsächlich einen kompletten Sprung durchzuführen. Seine Eigenkreation hilft ihm aber dabei, den Absprung ständig zu üben.

Der 79 Jahre alte Rentner, dreifacher Vizeweltmeister der Senioren im Stabhochsprung, nimmt am Wochenende bereits zum zehnten Mal am Hamburger Jedermann-Zehnkampf teil. Fast 300 Athleten haben sich für den Wettbewerb auf der Jahnkampfbahn im Stadtpark angemeldet. Innerhalb von zwei Tagen müssen zehn Leichtathletikdisziplinen in den Bereichen Springen, Werfen und Laufen absolviert werden. Von der 14-jährigen Nele Schröder bis hin zum 79 Jahre alten Gerhard Lickfett sind alle Alters- und Leistungsklassen vertreten.

„Im Training frage ich oft, ob es jemanden gibt, der noch nie einen Diskus in der Hand hatte. Dann melden sich erstaunlich viele“, erzählt Christopher Bickmann. Normalerweise trainiert er die U-14-Leichtathleten des HSV. Einen Monat lang haben die Teilnehmer die Chance, sich mit professionellen Trainern auf den Wettbewerb vorzubereiten. „Den meisten geht es einfach nur darum, Spaß zu haben“, sagt Bickmann.

Bei Lickfett, der im Oktober zur WM nach Australien fliegt, schwingt ein gewisser Ehrgeiz mit. Wenn der pensionierte Seefahrer nicht im heimischen Wohnzimmer trainiert, dann springt er fünfmal die Woche an einer fest installierten Anlage. Sein Rekord liegt bei 3,10 Metern. „Ich springe mit dem Stab besser als die Jugend“, behauptet er.

In Lickfetts Altersklasse der männlichen Ü 70 startet nur ein weiterer Konkurrent. Peter Berkholz aus Rahlstedt nimmt bereits zum 14. Mal am Jedermann-Wettkampf teil – zumindest in dieser Hinsicht hat er Lickfett etwas voraus. „Ich habe im Alter von 28 Jahren mit der Leichtathletik angefangen. Ich möchte mich fit halten“, sagt der 71-Jährige, der bei mehreren Lauf- und Wurfwettkämpfen im Jahr mitmacht. Lickfett bestätigt: „Sport ist das Gesündeste, was es gibt. Sterben müssen wir alle irgendwann.“ Im Nebenraum seines Wohnzimmers hat er im Übrigen auch eine Reckstange befestigt.