Hamburg. Der HSV Hamburg verspürt viel Unterstützung für den sportlichen Wiederaufbau, der in Flensburg beginnen soll

Das Trainingslager auf der Insel Usedom war für Stefan Schröder eine ganz neue Erfahrung. Noch vor einem Jahr logierte er mit dem Handball-Sport-Verein Hamburg während der Saisonvorbereitung in Sölden in einem Viersternehotel. Diesmal stieg die Mannschaft in einer Jugendherberge ab. „Das war schon eine Umstellung“, sagt Schröder (35), „aber ich habe die Zeit sehr genossen.“

Der Rechtsaußen ist der letzte verbliebene Vertreter der großen HSV-Mannschaft des vergangenen Jahrzehnts. Nach 16 Jahren Bundesliga, nach dem Gewinn von Meisterschaft und Champions League, nach dem Lizenzverlust und dem tiefen Fall in die Dritte Liga Nord beginnt auch für ihn an diesem Freitag (20.30 Uhr) mit dem Spiel beim Dansk Håndboldklub Flensborg eine neue Zeitrechnung. „Wir wollen da gleich ein Zeichen setzen“, sagt Schröder. Immerhin hätten die Flensburger vor gut einem Jahr in der Oberliga der damals noch zweiten HSV-Mannschaft den Aufstieg vermasselt.

Schröder gehörte damals noch zur Profimannschaft, aber er hat nach deren Auflösung im Januar als Einziger dem HSV die Treue gehalten und seinen Teil dazu beigetragen, dass der Verein immerhin noch drittklassig ist. Lehrreich sei das gewesen: „Ich musste feststellen, dass die Ellenbogen und Fäuste in der Oberliga genauso wehtun.“ Unterschiede gebe es vor allem, was die Geschwindigkeit und die körperlichen Voraussetzungen der Spieler betrifft.

Der neue HSV scheint allerdings auf einem guten Weg zu sein, auch diese Lücke zu schließen. „Die Mannschaft entwickelt sich spielerisch und körperlich, aber auch menschlich großartig“, sagt Trainer Jens Häusler. Den erneuten Aufstieg als Ziel vorzugeben scheut er sich, „schon aus Respekt vor den anderen Mannschaften, von denen es einige sehr gute gibt“. Häusler kann allerdings nicht verhindern, dass andere den HSV starkreden. Man habe für die Dritte Liga „eine sehr schlagkräftige Truppe beisammen“, sagte etwa Kiels Nationaltorwart Andreas Wolff nach dem Testspiel am Dienstag. Bei der 24:37-Niederlage konnte der HSV immerhin eine Halbzeit lang mit dem Rekordmeister mithalten.

Zum Test kamen mehr Fans als in der Champions League

Noch bemerkenswerter war die Unterstützung, die der HSV von den Rängen der Sporthalle Hamburg erfuhr. 3840 Zuschauer waren selbst zu besten Champions-League-Zeiten in Winterhude nicht gezählt worden. Es war überhaupt erst das dritte Mal, dass die Sporthalle bei einem HSV-Spiel ausverkauft war. Nur zwei Pokalspiele fanden vor vergleichbarer Kulisse statt, allerdings ging es im Februar 2005 gegen Flensburg-Handewitt (27:33) und im Februar 2007 gegen Magdeburg (31:29) um den Einzug ins Final Four. Auch bei den verkauften Dauerkarten hat der HSV mit 1800 die eigenen Erwartungen (700 bis 800) weit übertroffen. Und das, obwohl alle Heimspiele, beginnend mit dem am 10. September (18.30 Uhr) gegen Magdeburg II, per Livestream von Sportdeutschland.tv gezeigt werden.

„Vor fünf Monaten hatten wir nichts. Jetzt spüren wir eine unglaubliche Begeisterung in der Stadt“, schwärmt der frühere Meistertrainer Martin Schwalb, der dem Verein jetzt als Vizepräsident Türen öffnen will. Mehrere sogenannte Premiumsponsoren hat der HSV bereits gewinnen können – darunter die AOK, die 2015 nach vier Jahren als Hauptsponsor ausgestiegen war. „Für unseren geplanten Neuaufbau ist das sehr wichtig“, sagt Präsident Marc Evermann.