Das Geheimnis ist gelüftet. Der Bundestrainer hat sich auf einen Nachfolger festgelegt und sich für einen Bayern-Spieler entschieden.

Bundestrainer Joachim Löw hat Torwart Manuel Neuer zum Nachfolger von Bastian Schweinsteiger als Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ernannt. Der DFB-Chefcoach verkündete am Donnerstag die mit Spannung erwartete Personalie. Der 30-jährige Neuer ist der erste Torwart im Kapitänsamt seit Oliver Kahn, der bis 2004 die schwarz-rot-goldene Binde trug. Bereits für die EM in Frankreich hatte Löw seinen Schlussmann in diesem Sommer zum Turnierkapitän gekürt, da Schweinsteiger in den ersten Partien nicht in der Startelf stand.

Neuer kein Showman

Die große Show ist Manuel Neuers Sache nicht. "Ich bin kein Typ, der in Unterhosen posiert", hat er mal erzählt, als Cristiano Ronaldo in allen Hochglanzmagazinen leichtest bekleidet zu sehen war. Manuel Neuer hat das nie nötig gehabt. Er mag "Show auf dem Rasen. Aber nur, wenn sie zweckdienlich ist." Es ist die perfekte Selbst-Charakterisierung in einem Satz.

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Diese Einstellung hat Neuer sehr weit gebracht und zum Weltmeister gemacht. Am Donnerstagnachmittag krönte schließlich Bundestrainer Joachim Löw eine Karriere, die vom kleinen Knirps in der Schalker Fankurve zum weltbesten Torhüter kaum gradliniger hätte verlaufen. Manuel Neuer ist nun offiziell, was er schon in allen sechs Spielen bei der EM in Frankreich war: Kapitän der Nationalmannschaft.

Neuer mächtig stolz: Freue mich sehr über das Vertrauen"

"Für mich ist es eine große Ehre. Es macht mich stolz. Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir der Bundestrainer mit der Ernennung schenkt", sagte der 30-Jährige, der nach Oliver Kahn somit der zweite fest benannte Torhüter als DFB-Kapitän ist. Er fügte aber auch gleich bescheiden hinzu: "Wir wissen alle, dass wir auf dem Platz mehrere Führungsspieler benötigen, wenn wir Erfolg haben wollen. Die entscheidenden Dinge werden ohnehin im Mannschaftsrat besprochen und gemeinsam beschlossen."

Manuel Neuer ist die logische Kapitänswahl. Er ist unbestritten weltklasse. Er ist zudem redegewandt, erfahren, zwar auch an Ecken und Kanten abgefeilt, aber doch hoch angesehen. Er ist nicht verletzungsanfällig. Seine Position scheint zudem auf Jahre hin unangreifbar.

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Löw: Neuer der logische Nachfolger

So sieht das auch Löw. "Für mich ist Manuel Neuer der logische Nachfolger von Bastian Schweinsteiger. Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführer wünsche", betonte er. "Seine sportlichen Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild. Dazu kommen seine großen menschlichen Qualitäten."

Auch Abwehrchef Jerome Boateng war hoch gehandelt werden, mehr noch bei den Fans als intern. In vielen Abstimmungen lag er deutlich vorne. Es wäre eine Entscheidung gewesen, die spätestens nach den Attacken des AfD-Politikers Alexander Gauland auch eine sozialpolitische Note gehabt hätte.

Kapitänsbinde in der DFB-Elf nicht so wichtig

Auch deshalb bemühten sich wohl alle Seiten in den vergangenen Wochen, das Thema nicht zu hoch zu hängen. Stets war die Rede von einem Führungszirkel, von flacheren Hierarchien, wie sie auch beim FC Bayern gepflegt werden. "Für mich ist das nicht so das Allerwichtigste", sagte Löw. "Wir haben mittlerweile mehrere Kapitäne." Aber nur einer trägt die schwarz-rot-goldene Armbinde: Manuel Neuer.

Bei der EM war der Münchner trotz der Etablierung Boatengs als Wortführer bereits wie selbstverständlich Kapitän. Fünfmal von Beginn an, weil der nun abgetretene Bastian Schweinsteiger auf der Bank saß, ein sechstes Mal bei der Halbfinal-Niederlage gegen Frankreich (0:2), nachdem Schweinsteiger den Platz verlassen hatte.

Manuel Neuer, der das Torwartspiel revolutionierte, ist insgesamt der neunte Schlussmann seit 1908, der eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft angeführt hat. Darunter sind große Namen wie Kahn, Sepp Maier und Heinrich Stuhlfauth, aber auch längst Vergessene wie Christian Schmidt von Concordia Wilhelmsruh, der 1910 für ein Spiel die Ehre hatte.

Bayern-Chef lobt Löw-Entscheidung

Karl-Heinz Rummenigge freut sich über die Ernennung von Manuel Neuer zum neuen Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Manuel ist nicht nur ein erstklassiger Torwart, sondern auch eine große Persönlichkeit. Ich bin überzeugt, dass er als Kapitän der Nationalmannschaft eine sehr gute Rolle spielen wird“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München am Donnerstag. Der 30-jährige Neuer war kurz zuvor von Bundestrainer Joachim Löw zum Nachfolger von Bastian Schweinsteiger als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ernannt worden.

Torhüter als DFB-Kapitän

Manuel Neuer

(Bayern München, 2014 - )

Jens Lehmann

(FC Arsenal, 2008)

Oliver Kahn

(Bayern München, 2000 bis 2006)

Toni Schumacher

(1. FC Köln, 1984 bis 1986)

Sepp Maier

(Bayern München, 1978 bis 1979)

Heinrich Stuhlfauth

(1. FC Nürnberg, 1923 bis 1930)

Fritz Buchloh

(VfB Speldorf, 1935)

Hans Tilkowski

(Borussia Dortmund, 1965)

Christian Schmidt

(Concordia Wilhelmsruh, 1910)

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