Hamburg. Der Schweizer verrät, wen er als HSV-Chef gewählt hat und wer der schlechteste Sänger im Team ist

Der Bizeps, über den am Spieltag Johan Djourous Kapitänsbinde gestreift ist, glänzt. Der Schweizer war nach dem Mannschaftstraining noch ein wenig im Kraftraum trainieren. Im Interview erklärt der bisherige HSV-Kapitän, warum er auch in der kommenden Saison noch HSV-Kapitän sein will.

Herr Djourou, wir gehen mal ganz frech davon aus, dass Sie sich auf die neue Saison freuen, gut vorbereitet sind und dass Bayern München Ihr Titelfavorit ist. Deswegen überspringen wir die immer gleichen Fragen zum Start der neuen Saison und kommen gleich zum Wesentlichen: Welcher Neuzugang konnte beim Einstandsritual als Sänger am meisten überzeugen?

Johan Djourou(lacht): In Sachen Stimme und Kreativität hat mich Bakery Jatta am ehesten begeistert. Er hat ein afrikanisches Volkslied gesungen und gezeigt, dass er nicht nur gut kicken kann. Definitiv keine Gesangskarriere sollte dagegen Bobby Wood anstreben.

So schlimm?

Schlimmer. Aber dafür hat er mich fußballerisch überzeugt.

Klingt verlockend. Darf man sich als HSV-Fan also auch wieder guten Gewissens eine Karte für Heimspiele gegen Clubs wie Ingolstadt, Darmstadt oder Augsburg kaufen?

Unbedingt. Ich weiß ja, dass wir in der vergangenen Saison unsere Fans zu Hause nicht gerade verwöhnt haben. Das wollen wir in dieser Spielzeit unbedingt ändern. Aber es macht ja jetzt keinen Sinn, dass ich supergroße Ankündigungen mache, wir müssen die Antworten auf dem Spielfeld liefern.

Vor dem Saisonstart wird traditionell immer ein großes Gewese um die Wahl des Kapitäns gemacht. Bei 17 von 18 Bundesligaclubs ist die Entscheidung gefallen. Wann dürfen wir Ihnen zur Wiederwahl gratulieren?

Ein paar Tage bis zur Entscheidung sind es ja noch. Aber ich will ganz ehrlich sein: Ich bin gerne Kapitän – und ich würde es auch gerne weiterhin bleiben. Ich denke, dass ich es in der vergangenen Saison ganz gut gemacht habe.

Anders als in anderen Clubs wird beim HSV der Kapitän gewählt und nicht bestimmt. Haben Sie sich im letzten Jahr selbst gewählt?

Nee, ich habe meine Stimme René Adler gegeben.

Indianerehrenwort?

Klar. Man sollte dem Ganzen auch keine zu große Bedeutung beimessen. Mein Lebensglück hängt nicht an dem Amt, auch wenn ich ja schon gesagt habe, dass ich sehr gerne HSV-Kapitän bin. Natürlich ist das auch eine Ehre.

Gibt man als neuer und alter Kapitän einen aus?

Puh! Ich weiß gar nicht genau, wie ich das im letzten Jahr gemacht habe. Aber wahrscheinlich gibt es wichtigere Kapitänsaufgaben, als einen Mannschaftsabend zu organisieren.

Zum Beispiel die Seitenwahl. Wie ist Ihre Strategie: Anstoß oder Lieblingsseite?

Auch die Seitenwahl gehört nicht unbedingt zu den wichtigsten Aufgaben in einem Fußballteam. Aber wenn ich es mir aussuchen darf, dann spiele ich lieber in der ersten Halbzeit von Nord nach Süd, damit wir dann in der zweiten Halbzeit auf unsere eigene Fankurve spielen dürfen.

Als Kapitän stehen Sie auch im andauernden Austausch mit den Schiedsrichtern, die ja eigentlich immer nur kritisiert werden. Drehen Sie den Spieß vor der neuen Saison mal um: Wer ist der beste Schiedsrichter der Liga?

(Überlegt) Gute Frage (überlegt weiter). Der Schiedsrichter, der uns in der vergangenen Woche in Rendsburg gegen Lyngby gepfiffen hat, ist wirklich gut.

Florian Heft?

Genau. Er ist ruhig, spricht mit den Spielern und ist trotzdem konsequent.

Stichwort: die Besten. Ihr bester Gegenspieler?

Bayern Münchens Lewandowski oder Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang. Der eine ist technisch der Beste, der andere ist der Schnellste. Beide sind sensationell.

Der beste Innenverteidiger der Liga?

Jerome Boateng.

Sie wählen Adler zum Kapitän und erklären Boateng zum besten Innenverteidiger. Sehr bescheiden ...

In diesem Fall hätte ich mich auch gerne selbst gewählt. Aber das ging schon deswegen nicht, weil ich Anfang der Rückrunde lange mit meinem Virus aussetzen musste. In der Hinrunde war ich dafür ziemlich zufrieden mit mir. Aber ganz im Ernst: Boateng ist überragend.

Das beste Stadion der Liga?

Unseres.

Die Antwort war jetzt vorhersehbar.

Aber sie ist auch wahr. Wenn aber unser Stadion außer Konkurrenz ist, dann nehme ich das Dortmunder Stadion. Die Stimmung dort ist der Wahnsinn. Die Stehplatztribüne ist legendär.

Auf welche Mannschaft sind Sie als Fußballfan am meisten gespannt?

Schalke. Die haben sich wirklich super verstärkt. Insbesondere mit meinem Kleinen.

Sie meinen das 1,85 Meter große Kraftpaket Breel Embolo?

Er ist super, auf ihn darf sich die ganze Bundesliga freuen. Er ist so ein Spieler, für den man gerne ins Stadion geht.

Hat der HSV auch so eine Sorte Spieler? Wer wird aus Ihrer Sicht die HSV-Überraschung der Saison?

Alen Halilovic ist ein Spieler mit riesigem Potenzial. Seine Dribblings, seine Tricks, seine Übersicht. Das Gleiche gilt natürlich für Filip Kostic. Und überraschen lasse ich mich gerne von Gideon Jung und von Bobby Wood. Auf die beiden sollte man achten. Nur das Singen sollte Wood besser lassen (lacht).

Letzte Frage: Zum Auftakt spielen Bayern und Bremen am Freitag gegeneinander. Als Hamburger mag man keinen von beiden. Hand aufs Herz: Wem drücken Sie die Daumen?

Djourou: Bremen? Bayern? So ein Spiel gucke ich nicht!

Wirklich nicht?

(Lacht) Doch, natürlich gucke ich das Spiel! Ich bin doch Fußballfan. Und als Fußballfan freue ich mich, dass ich endlich wieder Bundesliga gucken darf. Bayern gegen Bremen? Das ist doch ein Superauftaktspiel. Die bessere Mannschaft soll am Ende gewinnen.

Also die Bayern.

Wie heißt es so schön: Schaun mer mal!