Hamburg. St. Paulis Kapitän sagt nach seinem Kopfballtor in Lübeck: „Je älter ich werde, desto höher springe ich“

Es sind bewegte Wochen, die Sören Gonther gerade durchlebt. Nach seinem Kopfballtreffer am vergangenen Freitag im DFB-Pokal-Nordderby beim VfB Lübeck ist der Kapitän des FC St. Pauli gerade wieder in einem Stimmungshoch. Davor aber gab es ein recht heftiges Auf und Ab im Seelenleben des 29-Jährigen. Anfang Juli scheiterte der von ihm erhoffte Wechsel zum Karlsruher SC, der ihm einen Dreijahresvertrag geboten hatte, weil sich die Clubs nicht über die Ablösesumme einigen konnten.

Es folgte die Wiederwahl zum Kapitän mit großer Mehrheit, dennoch fand er sich im ersten Spiel der neuen Zweitligasaison beim VfB Stuttgart nur auf der Reservebank wieder, weil Trainer Ewald Lienen wie in der vergangenen Saison auf Lasse Sobiech und Philipp Ziereis als Innenverteidiger-Duo setzte. Die Freude, schon im zweiten Spiel gegen Braunschweig wegen Ziereis’ Erkältung in die Startelf zu rutschen, dauerte nur bis zu seinem Slapstick-Fehler, der zum 0:2-Endstand führte.

Zuletzt in Lübeck nun ersetzte Gonther den verletzten Lasse Sobiech, lieferte eine fehlerfreie und souveräne Partie ab und krönte seine Leistung mit einem Kopfballtor zur vorentscheidenden 2:0-Führung. Dabei überragte er alle Gegen- und auch Mitspieler. „Je älter ich werde, desto höher springe ich“, sagt Gonther dazu schmunzelnd, fügt dann aber sehr ernsthaft an: „Das habe ich Janosch Emonts zu verdanken.“

Der so gelobte Athletiktrainer des FC St. Pauli gibt auf Nachfrage das Kompliment an Gonther zurück und denkt dabei an die wochenlange Phase der Rehabilitation in der vergangenen Saison, nachdem sich der Innenverteidiger Anfang Februar einen Außenband-Teilabriss im rechten Knie zugezogen hatte. „Jede Reha bietet die Chance, nicht nur wieder auf das Niveau vor der Verletzung zu kommen, sondern auf ein höheres. Sören hat die Chance genutzt und sehr fleißig insbesondere auch an seiner Kraft und Schnellkraft gearbeitet“, sagt Emonts. Sein Sprung zum erfolgreichen Kopfball in Lübeck war auch ein Ergebnis dieser Arbeit. Diese Steigerung der physischen Fähigkeiten ist besonders bemerkenswert, weil Gonther mit seinen 29 Jahren einer der ältesten Spieler des St.-Pauli-Kaders und auch der gesamten Zweiten Liga ist.

„Das Ganze ist immer eine Gemeinschaftsarbeit zwischen der medizinischen Abteilung, den Physiotherapeuten, dem Trainerteam und dem Spieler selbst“, streicht Janosch Emonts heraus. Neben den verschiedenen Trainingsinhalten seien auch die Themen Ernährung, Schlaf und Regeneration von sehr wichtiger Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und -steigerung. „Sören war sehr fleißig und interessiert an den Zusammenhängen. Unsere Tests zeigen, dass er jetzt einer der stabilsten Spieler ist. Er kann mehr trainieren und ermüdet nicht so schnell.“

Auch in dieser Hinsicht ist der Kapitän Vorbild für seine vorwiegend jüngeren Teamkollegen. Am Sonntag (13.30 Uhr) hat er im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden die nächste Chance, seinen Fitness-Zuwachs unter Beweis zu stellen.