Rio De Janeiro.

Mit dem Gold-Lauf von Rio hat Caster Semenya ihrem heiklen Fall neue Brisanz verliehen. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF will die Causa Semenya, bei der es um ihre Sexualität und hohe männliche Hormonwerte geht, bald noch einmal prüfen lassen. IAAF-Boss Sebastian Coe kündigte bereits vor dem 800-Meter-Olympiasieg der Südafrikanerin an, demnächst die Sportrichter des CAS um die Revision einer nicht unumstrittenen Entscheidung zu bitten. „Es ist ein komplizierter medizinischer Sachverhalt, aber ich denke nicht, dass es ein kompliziertes Verfahren ist“, sagte Coe.

Semenya war 2009 bei der WM in Berlin regelrecht zu Gold gestürmt. Ihrer Karriere drohte aber ein jähes Ende, weil die IAAF wegen Zweifeln an ihrer Sexualität ein elfmonatiges Startverbot aussprach. 2011 führte die IAAF eine Regel zum Umgang mit Sportlerinnen ein, die einen hohen männlichen Hormonwert aufweisen. Ende Juli 2015 hob der Internationale Sportgerichtshof CAS diesen Passus vorläufig wieder auf. Seitdem beeindruckt Semenya wieder mit Klassezeiten – und Coe will die Entscheidung wieder prüfen lassen.

Die Inderin Dutee Chand ist ein vergleichbarer Fall. Bei der Tochter einer mittellosen Weberfamilie, die in Rio früh scheiterte, wurde Hyperandrogenismus festgestellt. Dabei handelt es sich um Symptome, die auf einen Überschuss an männlichen Hormonen hindeuten.

„Ich bin nicht hier, um über die IAAF zu sprechen und Spekulationen. Ich bin hier, um über meinen Auftritt heute Abend zu sprechen“, betonte Semenya nach ihrer Gold-Vorstellung.

Die 25-Jährige holte sich mit einem starken Finish souverän die Goldmedaille. Francine Niyonsaba aus Burundi musste sich mit Silber begnügen, Bronze gewann die Kenianerin Margaret Wambui. Nach dem Finale äußerte sich Se­menya ganz allgemein zum Thema Aussehen und Toleranz. „Es geht alleine darum, einander zu lieben. Es geht nicht darum, andere Menschen zu diskriminieren. Es geht nicht darum, wie Menschen aussehen, wie sie sprechen“, sagte Semenya. „Es geht nur um den Sport.“

Wenn man sich im Wettkampf messe, denke man nur an seine Vorstellung, „nicht wie dein Kontrahent aussieht“, erklärte Semenya. Der Sport solle die „Menschen einen, das wollen wir weitermachen.“ Und sie könne dabei „einen Unterschied machen“.