Rio de Janeiro. Deutsche Leichtathleten verpassen am sechsten Wettkampftag knapp eine Medaille. Frauen-Staffel überzeugt

Weitspringerin Malaika Mihambo durfte lange von einer Überraschungsmedaille träumen, Hürdensprinterin Cindy Roleder unterlag einer US-amerikanischen Übermacht: Am sechsten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe fehlte erneut nicht viel zum dritten deutschen Edelmetall.

Im wieder nur halb gefüllten Olympiastadion lag Mihambo vier Durchgänge lang auf dem Bronzerang. Doch am Ende wurde sie trotz persönlicher Bestleistung von 6,95 Meter Vierte. Olympiasiegerin Tianna Bartoletta (7,17) und London-Gewinnerin Brittney Reese, die im letzten Versuch auf 7,15 Meter kam, sorgten für den ersten US-Doppelsieg in dieser Disziplin. Bronze ging mit 7,09 Meter an Europameisterin Ivana Spanovic aus Serbien. „Wenn man über sich hinausgewachsen ist und eine neue Bestleistung erzielt hat, ist der vierte Platz super“, sagte Mihambo, nachdem sie die erste Enttäuschung überwunden hatte: „Da gibt’s nichts zu meckern.“

Roleder, erste Deutsche in einem Olympiafinale über 100 Meter Hürden seit 28 Jahren, kam bei einem US-Dreifachtriumph auf einen starken fünften Platz. Die Leipzigerin blieb mit ihrer Zeit von 12,74 Sekunden nach schwachem Start im Rahmen ihrer Möglichkeiten. „Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll. Ich müsste super zufrieden sein mit dem fünften Platz, aber es war kein runder Lauf“, klagte Roleder.

Die deutschen Leichtathleten müssen in Rio also weiter um jedes Erfolgserlebnis verbissen kämpfen. Das Speerwurf-Trio zog aber geschlossen und insgesamt beeindruckend ins Finale ein, auch wenn Goldkandidat Thomas Röhler etwas zittern musste.

Speerwerfer hoffen nach 44 Jahren auf Olympiasieger

44 Jahre nach dem Triumph von Klaus Wolfermann 1972 in München darf der deutsche Verband wieder auf einen Speerwurf-Olympiasieger hoffen. In der Ausscheidung glänzten Johannes Vetter (Offenburg) und Julian Weber (Mainz) mit der zweit- und drittbesten Weite. Zudem ist Röhler mit der neuntbesten Leistung (83,01 Meter) bei der Medaillenvergabe am Sonnabend (1.55 Uhr MESZ) dabei. „Das ist schon mal perfekt ausgegangen“, meinte der Jenaer. Nur Olympiasieger Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago warf mit 88,68 Metern weiter als Weber (84,46) und Vetter (85,96). Röhler kam in dieser Saison bereits auf 91,28 Meter.

Die deutsche 4 x 100-Meter-Staffel mit Tatjana Pinto, Rebekka Haase, Gina Lückenkemper und Lisa Mayer rannte dazu als Erste ihres Vorlaufs in 42,18 Sekunden ins Finale. Die Deutschen profitierten allerdings auch von einem Wechselfehler der US-Girls, die gemeinsam mit Jamaika favorisiert sind. „In der Staffel kann viel passieren. Mal geht es hoch, mal runter. Heute ging es hoch“, resümierte Pinto. Lückenkemper kündigte vor dem Endlauf am Freitag (3.15 Uhr MESZ) an: „Wir wollen jetzt wahnsinnig schnell rennen.“

Die Männer um den deutschen Rekordhalter Julian Reus (10,1 Sekunden) verpassten in 38,26 Sekunden nur um sieben Hundertstelsekunden den Endlauf an diesem Freitag. „Sechs Staffeln unter 38 Sekunden, das ist unglaublich“, sagte der 28 Jahre alte Wattenscheider und sprach von einem „Schock“. Dafür überstand Zwei-Meter-Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch aus Stuttgart die Qualifikation und tritt am Sonnabend (1.30 Uhr MESZ) im Finale an.

Das 89-köpfige deutsche Leichtathletik-Team hat bislang nur die Goldmedaille von Christoph Harting und Bronze von Daniel Jasinki im Diskuswerfen gewonnen.