Rio de Janeiro. Die erfolgsverwöhnten deutschen Kanuten verpassten allerdings weitere Medaillen

Die haben einen Namen für diese Taktik. Der lautet: „Hinten wird’s hart“. Erst am Abend vor dem olympischen Finale über 1000 Meter im Kajak-Zweier haben die Kanuten Marcus Groß (Berlin) und Max Rendschmidt (Essen) beschlossen, ihr Glück mit „Hinten wird’s hart“ auf der Lagoa Rodrigo de Freitas zu suchen. Sie behielten mit beidem recht. Das Erfolgsduo, das seit vier Jahren in einem Boot sitzt und 2013 sowie 2015 Weltmeister wurde, sicherte sich nun in Rio de Janeiro auch den Olympiasieg. Und hinten wurde es wirklich hart, härter ging’s nicht.

Nur 0,188 Sekunden trennte den deutschen Kajak im Ziel von den Serben Marko Tomicevic und Milenko Zoric. Wie viele Meter hätte das Rennen noch dauern dürfen? Drei? Oder fünf? „Keinen einzigen“, legte sich der 22-jährige Rendschmidt fest, „1000 Meter war perfekt. Es passte auf den Punkt.“ Die beiden Deutschen sind seit Jahren die Gejagten im K2, immer neuen Taktiken der Gegner sahen sie sich ausgesetzt, um ihre Dominanz zu brechen.

Im Ziel war er sich nicht sicher, ob er nach Rang vier in London 2012 im Vierer sein ersehntes erstes Olympia-Gold bejubeln könnte. Rendschmidt spürte es und riss die linke Faust in die Höhe. Vielleicht war sein Partner aber auch einfach zu entkräftet, um überhaupt noch etwas zu tun. Er wusste, zu Hause in Grünau vor dem Fernseher hatten seine Frau Kati und ihr kleiner Sohn Fritz im Deutschland-Outfit mitgejubelt. Er wollte ihnen Gold schenken.

Das ist nun gelungen und die Krönung jahrelanger Arbeit. Der deutsche Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko machte allerdings deutlich: „Sie haben Teil eins ihres olympischen Jobs gemacht. Im Vierer am Sonnabend wollen wir auch eine Medaille.“

Am Donnerstag gingen nicht alle Wünsche in Erfüllung. Franziska Weber (Potsdam) wurde im Kajak Fünfte über 500 Meter, Ronald Rauhe/Max Liebscher (Potsdam/Dresden) fuhren im K2 über 200 Meter um eine Zehntelsekunde an Bronze vorbei. Rauhe hatte bei seinen fünften Spielen, seinen letzten, mit den Tränen zu kämpfen. Marcus Gross schwebte dagegen förmlich und freute sich auf den Abend, auch ohne Feier. „Ich werde sehr entspannt ins Bett gehen“, sagte er, „und neben mir wird die Goldmedaille liegen.“