Rio de Janeiro.

Happy End für die Tischtennis-Damen und Herren: Während sich die Frauen nach der erwarteten Niederlage gegen China über Silber freuten, bezwangen die Männer Südkorea und erkämpften sich Bronze. „Schön, dass uns das noch gelungen ist“, lobte Jie Schöpp. Was die Tischtennis-Bundestrainerin meinte: Das deutsche Frauenteam hat im olympischen Finale gegen China einen Satz gewonnen. Den Berlinerinnen Petrissa Solja und Shan Xiaona gelang dies im dritten Abschnitt des Doppels mit 11:9. Ihr Jubel war groß – denn das ist ungefähr so, als wenn einem Fünftligisten im Fußball gegen Bayern München ein Tor gelingt. An der klaren Niederlage ändert das in beiden Fällen nichts. Und so endete das Endspiel wie erwartet eindeutig mit 3:0 für die Tischtennis-Großmacht, die wie immer den Olympia-Mannschaftswettbewerb gewann.

Als die Lehrstunde vorbei war, jubelten die Deutschen trotzdem. „Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen“, sagte die 22-jährige Solja. Es war die erste Medaille für deutsche Frauen bei Olympischen Spielen. Größer kann der Kontrast nicht sein. China gewann seit der Rückkehr der Sportart ins olympische Programm 1988 sämtliche Goldmedaillen bis auf eine: 1988 im Doppel siegten zwei Koreanerinnen. Ansonsten: alles Gold für die Chinesinnen.

Für ihre Finalgegnerinnen glänzte Silber wie Gold, denn sie waren trotz drei EM-Titeln in Folge nicht mit der Erwartung nach Brasilien gereist, dort eine Medaille zu gewinnen. Eher mit der kleinen Hoffnung.

Ganz so zufällig kam der Erfolg jedoch auch nicht. Solja ist als 15. der Weltrangliste die beste Nicht-Asiatin im Ranking. Han Ying belegt Platz sieben, Shan Xiaona ist 21. Alle drei haben sich Stück für Stück nach oben gearbeitet. Solja gehört die Zukunft, Han und Shan (beide 33), die seit Jahren in Deutschland leben und auch gut deutsch sprechen, können noch ein paar Jahre mithalten.

Aber Schöpp hofft auch auf eine Signalwirkung: „Ich habe viele Spielerinnen im Kader, die jung und talentiert sind“, sagte sie, „ich hoffe, dass die auch noch mal zusätzlich motiviert sind.“ Damit es 2020 erneut klappen kann.

Die deutschen Tischtennis-Männer hoffen ebenfalls, dass die Bronze-Medaille nicht ihr letztes Hurra war – denn die beiden 35-jährigen Fabian Boll und Bastian Steger werden in vier Jahren wohl nicht mehr dabei sein. Umso mehr freuten sie sich über die Bronzemedaille im Team-Wettbewerb. Die Mannschaft um Fahnenträger Boll gewann gegen Südkorea mit 3:1 und sicherte sich damit das dritte olympische Edelmetall im Team-Wettbewerb in Serie. Im Halbfinale war sie an Japan gescheitert.

Steger hatte zum Auftakt trotz starker Leistung und drei Matchbällen gegen Südkoreas Spitzenspieler Jeoung Youngsik mit 2:3 verloren, Einzel-Europameister Dimitrij Ovtcharov mit einem hart erkämpften 3:2 gegen Joo Saehyuk für den Ausgleich gesorgt. Im Doppel rangen dann der angeschlagene Boll und Steger Jeoung/Lee Sangsu mit 3:2 nieder. Ein 3:0 von Boll, der nach einer Blockade im Nackenbereich zwischenzeitlich behandelt wurde, gegen Abwehrspieler Joo entschied schließlich die Partie.