Rio de Janeiro. Olympiamannschaft sagt nach dem Tod von Kanutrainer Henze alle Feiern ab

Einen Tag nach dem Tod von Kanuslalom-Trainer Stefan Henze ist das deutsche Olympia-Team noch nicht zur Tagesordnung übergegangen. Am Dienstag wehten die deutschen Fahnen an den olympischen Sportstätten auf halbmast. Im Deutschen Haus wurden aus technischen Gründen nur schwarze Trauerbänder zum Gedenken an den 35-Jährigen geknüpft. Im Eingangsbereich lag vor einem gerahmten Schwarz-Weiß-Foto ein Kondolenzbuch aus. Für den Dienstagnachmittag war im olympischen Dorf eine Trauerfeier vorgesehen.

In der Heimat reagierte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit Bestürzung auf den Tod Henzes. „Die Nachricht über den tragischen Tod von Stefan Henze hat mich schwer erschüttert“, sagte der für den Sport zuständige Minister in Berlin: „Nicht nur die Sportfamilie trauert. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen. Der deutschen Olympia-Familie wünsche ich viel Kraft in diesen schweren Stunden.“ Henzes Heimatverein, der Böllberger SV in Halle an der Saale, lobte ihn als einen treuen Freund, einen starken Wegbegleiter und ein großes Vorbild. „Du bleibst immer in unseren Herzen und es schmerzt so sehr, Dich nicht mehr unter uns zu wissen“, heißt es auf der Homepage.

Am Vortag war Trainer im Beisein seiner Familie drei Tage nach einem Verkehrsunfall an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen gestorben. Im Deutschen Haus hatten am Abend nicht die üblichen Feiern für die Medaillengewinner stattgefunden. Die Beleuchtung war gedimmt, das musikalische Rahmenprogramm fiel aus. „Wir haben nicht gefeiert“, sagte Ulrike Spitz, Sprecherin der Olympiamannschaft. „Wir sind dankbar, dass die Sportfamilie so viel Anteil nimmt. Das kann den Schmerz lindern, auch für die Angehörigen“, meinte der deutsche Kanuverbands-Chef Thomas Konietzko.

Die Rennkanuten paddelten am Dienstag zu Gold und Silber und taten dies auch mit dem Gedanken an den verstorbenen Henze. „Vielleicht sind wir heute auch alle ein bisschen für Stefan gepaddelt“, sagte Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel, „die Nachricht geht an keinem spurlos vorbei.“ Betty Heidler, die als Hammerwurfvierte ihre Karriere beendet, drückte der Familie ihr Mitgefühl aus. „Der eigene Wettkampf tritt da in den Hintergrund, wenn man sich auf das besinnt, was man hat. Und das ist das eigene Leben. Das hier zu verlieren, ist tragisch“, sagte die Leichtathletin.