Hamburg. St. Paulis Norweger schwärmt von seinem Jahr beim kommenden Gegner Eintracht Braunschweig und hofft auf mehr Länderspiele

Das Handy von Vegar Eggen Hedenstad ist in diesen Tagen fast schon verdächtig ruhig. Kaum eine SMS und gar keine Anrufe mit Braunschweiger Vorwahl. Es scheint die Ruhe vor dem digitalen Kommunikationssturm zu sein. Normalerweise steht der Außenverteidiger des FC St. Pauli in regem Kontakt zu den Profis von Eintracht Braunschweig. Vor allem mit Marcel Correia, Nik Omladic und Saulo Decarli verbindet den Norweger eine Freundschaft. „Mal sehen, was von denen noch in den nächsten Tagen aus Braunschweig kommt“, sagt Hedenstad und zeigt sein Lausbubgrinsen.

Wenn St. Pauli am Sonnabend (15.30 Uhr) gegen die Eintracht sein erstes Heimspiel der neuen Zweitligasaison absolviert, ist es für Hedenstad eine Reise in die sportliche Vergangenheit. In der Saison 2014/15 wurde der Rechtsfuß vom SC Freiburg nach Braunschweig ausgeliehen. Bei dem Traditionsverein gefiel es ihm so gut, dass er am liebsten länger dortgeblieben wäre. „Das war eine echte Option. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Braunschweig. Das Jahr dort tat gut. Ich habe viel gespielt, das hat Spaß gebracht“, sagt Hedenstad. Doch der Wechsel scheiterte am Veto der Freiburger.

Vor allem zu Trainer Torsten Lieberknecht hatte der Neuzugang des FC St. Pauli eine besondere Beziehung. Der 43-Jährige ist seit 2008 der starke sportliche Mann in Braunschweig. Lieberknecht lebt die Eintracht, lehnte im Verlauf der Jahre auch Angebote von Erstligisten ab. „Er ist nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein guter Mensch. Ich mochte ihn. Er ist Motivator und Taktiker zugleich. Man kann ihn schon ein wenig von den Emotionen her mit Ewald Lienen vergleichen“, sagt Hedenstad, der einigen Respekt vor seinem Ex-Club hat.

Dabei mussten die Niedersachsen jüngst einige Rückschläge verkraften. Zunächst verletzte sich der in der Vorbereitung überragende Neuzugang Suleiman Abdullahi schwer am Knie, und dann verließ zwei Tage vor dem ersten Saisonspiel gegen die Würzburger Kickers auch noch Torhüter und Leistungsträger Rafal Gikiewicz den Club überraschend Richtung Freiburg. „Sie haben aber trotzdem eine gute Mannschaft. Braunschweig hat viele neue Spieler bekommen. Sie beherrschen die Viererkette und Fünferkette. Das ist eine ihrer Stärken. Vor allem aber müssen wir auf Salim Khelifi aufpassen. Als ich in Braunschweig war, hat er noch nicht so viel Einsätze bekommen, aber in der vergangenen Saison war er sehr stark“, sagt Hedenstad.

Stark ausbaufähig sieht der freundliche Skandinavier indes seine eigene Leistung. Bei der unglücklichen 1:2-Auftaktniederlage des Kiezclubs gegen den VfB Stuttgart spielte Hedenstad am vergangenen Montag solide. „Ich habe noch Luft nach oben. Das war nicht ganz schlecht, aber auch nicht ganz gut. Eben durchschnittlich“, so die Einschätzung in hervorragendem Deutsch.

An Ansporn mangelt es ihm nicht. Sein Traum ist es, wieder für die norwegische Nationalmannschaft zu spielen. Am 4. September trifft sein Land in der WM-Qualifikation auf Deutschland. „Mein letztes Länderspiel ist knapp dreieinhalb Jahre her. Zuletzt saß ich ein paarmal auf der Bank. Es wäre schon cool, gegen Deutschland dabei zu sein“, sagte Hedenstad, der bisher vier A-Länderspiele absolviert hat. Sein Fernziel ist die WM 2018 in Russland. „Ich mache mir aber da keinen Stress und konzentriere mich auf St. Pauli“, sagt Hedenstad, dessen nächste Aufgabe es erst einmal sein wird, am Sonnabend seine alten Kumpels aus Braunschweig gehörig zu ärgern.