Rio de Janeiro.

Sie kreischten, sie hüpften und sie fielen sich in die Arme, als hätten sie eine Medaille gewonnen. Die deutschen Turnerinnen haben in Rio dank einer Glanzleistung mit Rang sechs im Team-Finale das mit Abstand beste Ergebnis seit der Vereinigung erkämpft. Die US-Girls um die überragende Simone Biles sicherten sich nach 1996 und 2012 zum dritten Mal das Team-Gold. Vor der stimmungsvollen Kulisse von 12.000 lautstark feiernden Besuchern in der Olympic Arena gelangen den Deutschen alle zwölf Übungen ohne Fehler, wofür sie mit 173,672 Punkten belohnt wurden. Das waren noch einmal 0,4 Punkte mehr als im starken Vorkampf.

Nachdem sie dort schon auf Platz sechs gelandet waren, hatte Cheftrainerin Ulla Koch von einer Sternstunde für das deutsche Turnen gesprochen. „Die Frauen sind auf einem aufsteigenden Ast“, würdigte Sportdirektor Wolfgang Willam die Topleistungen.

In ihren selbst kreierten neon-weißen Turnanzügen starteten die Deutschen am Schwebebalken mit einem optimalen Auftritt und nahmen dem einstigen Zittergerät seinen Schrecken. Vor allem die Ludwigsburgerin Tabea Alt steigerte sich auf 14,60 Punkte und wäre mit der gleichen Wertung ins Finale gekommen. Nach guten Leitungen am Boden und am Sprung zelebrierte das Trio mit den beiden Finalistinnen Elisabeth Seitz und Sophie Scheder am Stufenbarren ein Feuerwerk und schaffte den Sprung auf den kaum für möglich gehaltenen Spitzenrang. Nur 3,4 Punkte betrug der Abstand auf Bronze.

Die US-Riege dominierte mit 184,897 Punkten ganz überlegen. Russland lag auf Rang zwei 8,2 Zähler zurück. Es war der deutlichste Vorsprung bei Olympia seit 1960, als die Russinen die Mannschaft der Tschechoslowakei um neun Punkte distanzierte.

Die deutschen Männer hatten mit viel Teamgeist und dem Ausreizen aller Möglichkeiten das Ergebnis von London 2012 trotz ungleich schlechterer Bedingungen egalisiert. „Wir sind hier Siebter geworden mit der gleichen Punktzahl wie in der Qualifikation. Und das ohne Andreas Toba. Er hat uns nach dem Kreuzbandriss an allen Ecken und Enden gefehlt“, meinte Cheftrainer Andreas Hirsch. „Ich habe selten erlebt, dass wir 18 Übungen turnen und nur eine schief geht“, sagte auch Fabian Hambüchen zufrieden, der mit seiner Reck-Darbietung sogar noch einmal das Spitzenresultat aus dem Vorkampf übertraf. Olympiasieger wurde Japan vor Russland und China.