Rio de Janeiro. Im Rugbyfinale besiegt Australien den ewigen Rivalen Neuseeland mit 24:17

Das Finale war schon seit eineinhalb Stunden Vergangenheit, doch Australiens Rugbyfrauen wollten den Rasen des Deodoro-Stadions einfach nicht räumen. Sie kugelten umher wie junge Katzen beim Balgen, ließen sich mit jedem fotografieren, der seine Kamera noch gerade halten konnte – was angesichts des hohen Alkoholpegels im feierwütigen Publikum nicht selbstverständlich war –, und kosteten einen Triumph aus, der den Zusatz „historisch“ wahrlich verdiente. Mit 24:17 hatten sie im Endspiel des Siebenerturniers den ewigen Rivalen Neuseeland bezwungen und damit die erste Goldmedaille in ihrer Sportart gewonnen, seit Rugby 1924 aus dem olympischen Programm verbannt worden war.

„Ich bin unglaublich stolz auf das, was meine Mannschaft erreicht hat. Sie hatte den absoluten Willen, dieses Gold zu holen“, sagte Cheftrainer Tim Walsh. Teamkapitänin Shannon Parry erinnerte unter dem Eindruck, Geschichte geschrieben zu haben, an ihre Anfänge im Rugbysport. „Als ich begann, war Frauenrugby in Australien ein Nischensport. Das, was wir jetzt erreicht haben, wird hoffentlich Generationen von jungen Mädchen inspirieren. Ich sehe eine großartige Zukunft für Frauenrugby“, sagte die 26-Jährige.

Wer das Finale gesehen hatte, der konnte Parry nur beipflichten. Die Siebenervariante des härtesten Teamsports der Welt kommt den Frauen grundsätzlich entgegen, weil sie auf derselben Fläche doppelt so viel Platz haben wie in der normalerweise gespielten 15er-Formation. Der zusätzliche Raum sorgt dafür, dass das körperliche Element nicht so entscheidend ist, sondern Schnelligkeit und taktische Klugheit zählen.

Dennoch war es beeindruckend, mit welcher Energie die beiden besten Teams der Welt in zweimal zehn Minuten – die Spielzeit in den Medaillenmatches war im Vergleich zu den Gruppenspielen um drei Minuten pro Halbzeit verlängert worden – um die Goldmedaille kämpften. „Gegen Australien sind es immer harte Schlachten, aber sie haben das Gold heute verdient“, gab sich Neuseelands Sarah Goss sportlich fair.

Die „All Ferns“, wie die Kiwi-Frauen wegen des das Landeswappen zierenden Farnblatts genannt werden, hatten den Maori-Kriegstanz Haka, den die Männer vor ihren Spielen zur Einschüchterung des Gegners und Stärkung der eigenen Motivation aufführen, nur für den Fall eines Finaltriumphes angekündigt. Am Ende tanzten sie ihn doch – mit Silber um den Hals und mit Tränen der Enttäuschung in den Augen. Die Hoffnungen ihrer Fans, von denen einige als Kiwis verkleidet waren und mit den im Känguru- und Koaladress aufgelaufenen Australiern einen stimmungsvollen Tierpark bildeten, liegen nun auf dem Männerteam „All Blacks“.

Welche Zukunft Rugby im olympischen Programm hat, ist unsicher. „Wir hoffen natürlich sehr, dass wir in vier Jahren in Tokio wieder dabei sind“, sagte Shannon Parry. Zweieinhalb Jahre lang hatte sich das Team auf die Rio-Spiele vorbereitet, „und auch wenn es komisch ist, dass nun alles vorbei sein soll, werden wir uns neue Ziele setzen“, sagte die Kapitänin.

Bronze ging an Kanada (33:10 (26:5) gegen Großbritannien).