Rio de Janeiro.

Angelique Kerber und Laura Siegemund haben beim olympischen Tennisturnier das Viertelfinale erreicht. Die Weltranglistenzweite besiegte dabei kurz vor Mitternacht deutscher Zeit die Australierin Samantha Stosur (32) mit 6:0, 7:5 und trifft nun auf die Britin Johanna Konta (25). Siegemund hatte zuvor die Belgierin Kirsten Flipkens mit 6:4, 6:3 ausgeschaltet.

Laura Siegemund schüttelt ihre Beine aus. Die 28-jährige dehnt sich, nimmt einen Schluck von ihrem Energiedrink. Sie spult ihren Plan ab, um perfekt vorbereitet zu sein, wenn sie an diesem Mittwoch bei ihrer Olympiapremiere um den Halbfinaleinzug kämpft. Dabei will sie Rio vor allem genießen. Sie versucht, einen Tick entspannter zu sein – und hat damit Erfolg. Nicht einfach für eine Perfektionistin wie Siegemund. „Ich muss wirklich jeden Tag daran arbeiten, genießen zu dürfen“, sagte die Spätstarterin. „Aber ich habe gelernt, manchmal auch locker zu lassen. Dann kommt viel mehr positive Energie vom Kopf.“ Siegemund hat früh gelernt, dass zu viel Druck zum Scheitern führen kann. Als Kind wurde sie als neue Steffi Graf gehypt, zerbrach aber wie so viele an den Erwartungen.

In der Runde der besten acht wird die Taktikerin noch mal all ihre Energie benötigen. Die Weltranglisten-32. trifft auf Monica Puig (22/aktuell Nummer 35 der Welt) aus Puerto Rico, die French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza aus Spanien, die Nummer vier, überraschend 6:1, 6:1 bezwang. „Ich glaube, dass sie so einen Schwung mitbringt, dass sie jeden schlagen kann“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. „Es ist beeindruckend, wie sie sich präsentiert.“

Erst als Siegemund eine Karrierepause einlegte, kehrte die Gelassenheit zurück, die sie jetzt in Rio auszeichnet. Weil sie immer wieder daran scheiterte, sich für ein WTA-Turnier zu qualifizieren, entschloss sie sich 2012, aufzuhören. Sie studierte Psychologie und bestand die A-Trainer-Lizenz. Dann stolperte sie zurück auf die Tour.

Vor einem Jahr waren die Sommerspiele für die Metzingerin allerdings noch ganz weit weg. Selbst Fed-Cup-Chefin Rittner traute der Rechtshänderin den Sprung nach Rio damals noch nicht zu. Doch in diesem Jahr hat sie sich in der Rangliste nach vorn gearbeitet. Nun trennen sie nur noch zwei Siege von einer Olympiamedaille. „Für mich ist das jetzt schon eine Riesenleistung. Ich habe bestätigt, dass ich hier sein darf. Das, was kommt, ist Sahnehäubchen“, sagte Siegemund.