Rio de Janeiro.

Paul Biedermann (30) wollte nicht aufs Treppchen. Als sein Traum von der olympischen Einzelmedaille geplatzt war, weigerte sich der Weltrekordler, auf das Podium in der Interviewzone zu steigen. Als Sechster über 200 Meter Freistil hatte er in seinem letzten Einzelfinale das große Podest im Schwimmstadion verpasst – da wollte er sich nicht auf das kleine stellen, damit die Journalisten ihn besser sehen und hören konnten.

Die große Enttäuschung darüber, dass seine Karriere nach acht Jahren auf höchstem Niveau mit vier Weltrekorden und dem unvergessenen doppelten WM-Triumph von 2009 ohne olympische Medaille endet, sollte niemand bemerken. „Es war nicht mehr drin. Das war das Maximum. Damit muss ich jetzt zufrieden sein“, sagte Biedermann. Doch der Frust über den unbefriedigenden Abschied klang aus seiner Stimme. 2008 in Peking und 2012 in London hatte er Platz fünf erreicht. Diesmal fehlten ihm zu Bronze sechs Zehntelsekunden.

In 1:45,84 Minuten war er langsamer als im Vorlauf und Halbfinale. So bleibt Biedermann, der Mann, der vor sieben Jahren Michael Phelps, unter den Ringen ein Unvollendeter. Wie es wirklich in ihm aussah, verriet sein Trainer. „Es ist eine Mischung aus Wut und Enttäuschung“, sagte Frank Embacher.

Am Dienstag führte Biedermann aber die 4 x 200-Meter-Freistil-Staffel ins Finale, das in der Nacht zum Mittwoch geschwommen wurde. Das Quartett mit Florian Vogel, dem Hamburger Jacob Heidtmann, Clemens Rapp und Biedermann kraulte in 7:07,66 Minuten die viertschnellste Zeit im Vorlauf. Heidtmann war in 1:47,17 Minuten der Langsamste des Quartetts.