Kristin Ottos Auftritt während der ersten ZDF-Schwimmübertragung aus Rio am Sonntag wirkte grotesk. Nicht wegen ihrer hellblau geblümten Bluse und der übergroßen Oma-Brille, womit sie auf dem Hamburger Schlagermove solide kostümiert gewesen wäre. Sondern weil just sie die Diskussion um Julija Jefimowa moderierte, das freche Gesicht des russischen Staatsdopings.

Otto (50), das Gesicht des DDR-Schwimmens, empörte sich zwar nicht stark wie Co-Experte Christian Keller, formulierte aber immerhin, dass es Menschen gebe, die Jefimowas Auftreten – wie sie mit so viel Selbstbewusstsein lächelnd an den Journalisten vorbeigehe – abscheulich fänden. Das ist es zweifellos. Die blonde Brustspezialistin, die schon zweimal des Dopings überführt wurde und sich ihren Rio-Start in der letzten Minute beim Internationalen Sportgerichtshof CAS erstritt, hatte ja auch mal eine Dopingsperre fröhlich mit einer Buße für zu schnelles Fahren verglichen.

Aber Kristin Otto als moralische Instanz? Bitte nicht! Sie schwamm in Seoul 1988 zu sechs Goldmedaillen – für die DDR, in der es nachweislich Staatsdoping gab. Sie hat wissentlichen Betrug stets bestritten, aber ihr ehemaliger Teamarzt und ihr Trainer wurden wegen jahrelangen Dopings ihrer Schützlinge verurteilt. Dopingjäger Werner Franke kritisierte das ZDF schon mehrfach dafür, dass sie „nicht Probleme in der Welt aufdecken können, wenn sie in ihrem eigenen Haus eines haben!“ Recht hat er.