Manchester/Berlin. Der französische Nationalspieler Paul Pogba, der zu Manchester United wechselt, ist der teuerste Fußballprofi aller Zeiten

Der Rekordtransfer von Paul Pogba war noch immer nicht offiziell durch, da konnte sich José Mourinho schon nicht mehr zurückhalten. „Endlich haben wir ihn“, sagte der Teammanager von Manchester United und bestätigte den Deal höchstpersönlich: „Es ist toll, dass solch ein guter Spieler bei uns ist.“

Irrwitzige 120 Millionen Euro legen die „Red Devils“ für den Franzosen auf den Tisch und stoßen damit auf dem internationalen Spielermarkt in eine neue Dimension vor. Der englische Fußball-Rekordmeister pulverisiert mit der schier unglaublichen Ablöse für den 23-Jährigen von Juventus Turin die bisherige Höchstmarke. Gareth Bale war Real Madrid 2013 schon 100,76 Millionen Euro wert.

„Es ist ein Grund, stolz zu sein, wenn ein Club in diese Dimensionen vorstoßen kann und einen Spieler dieser Dimension anzieht“, sagte Mourinho. Zwar betonte der Portugiese auch, dass „der Markt verrückt geworden ist“, doch: „In drei Jahren realisierst du dann, dass das gar nicht mehr so verrückt ist.“

Am Montagmittag landete Pogba in einem Privatjet aus Nizza auf dem Flughafen von Manchester. Auf dem Beifahrersitz eines Luxussportwagens wurde er zum Trainingsgelände gefahren, dort stand der obligatorische Medizincheck auf dem Programm.

Pogba soll nun im altehrwürdigen Old Trafford den von Teammanager José Mourinho weggeekelten Weltmeister Bastian Schweinsteiger ersetzen, der United nach nur einem Jahr wieder verlassen soll. Mourinho geht mit der Verpflichtung des extrovertierten EM-Finalisten seinen Weg konsequent weiter, an dessen Ende Manchester wieder die Nummer eins in Europa sein soll. „Pogba ist ein großer Spieler, der für einen großen Club wie Manchester sehr wichtig werden wird“, sagte Mourinho.

Nach den Ausnahmespielern Zlatan Ibrahimovic (Paris St. Germain/ablösefrei) und Henrich Mchitarjan von Borussia Dortmund (42 Millionen Euro) ist Pogba die dritte Fußball­größe, die künftig für die „Red Devils“ spielen wird.

Nach dem 2:1-Sieg im Community Shield, dem englischen Supercup, gegen Meister Leicester City, bestätigte Mourinho am Sonntagabend voller Freude den Transfer. Pogba selbst hielt sich nach seinem USA-Urlaub noch zurück, twitterte am Sonntag nur: „Wenn zu viele Leute reden, wird niemand etwas verstehen. Ich werde sehr bald sprechen.“

Ein Sprecher von Juventus Turin hatte zuvor bereits bestätigt, dass Pogba von Juve die Erlaubnis erhalten habe, sich der medizinischen Untersuchung zu unterziehen.

Entscheidend für den Wechsel waren laut Mourinho nicht allein die finanziellen Aufwartungen der Engländer. „Geld würde er von jedem großen Verein bekommen. Das ist nicht der Punkt“, sagte Mourinho: „Er kommt, weil er den Club, die Stadt und viele Spieler kennt. Er will ein wichtiger Teil des Projekts sein.“ Die Entscheidung für Manchester könne laut des Portugiesen auch für die Entwicklung Pogbas ein wichtiger Schritt sein. „Wenn man der beste Spieler der Welt werden will und zu Barcelona oder Madrid geht, kommt man in Schwierigkeiten“, sagte Mourinho mit Blick auf deren Superstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo: „Ich denke nicht, dass die anderen beiden großen Jungs dich auf dieses Level kommen lassen.“

Pogba, der bei der Europameisterschaft in seinem Heimatland mehr mit seinen wechselnden Frisuren als durch spielerische Klasse auffiel, soll 275.000 Pfund pro Woche (knapp 330.000 Euro) verdienen. Als Teenager spielte Pogba bereits von 2009 bis 2012 in Manchester, das er im Streit mit Teammanager-Legende Sir Alex Ferguson verließ – ablösefrei! Rein sportlich dürfte der Mittelfeldspieler eine Bereicherung für die Premier League werden, wenn er sein zweifelsohne vorhandenes Potenzial abruft, doch betriebswirtschaftlich ist der Transfer von Pogba einer, bei dem nicht wenige Experten nur den Kopf schütteln. Der Wechsel des Franzosen zeigt, dass es in diesem Sommer auf dem Transfermarkt keine finanziellen Grenzen gibt.

Lange Zeit hatte sich Juventus geziert, dem französischen Star die Freigabe für einen Wechsel auf die Insel zu erteilen. Der Vertrag mit Pogba, der 2015 maßgeblichen Anteil am Finaleinzug Turins in der Champions League hatte, lief noch bis 2019. Doch bei einer derart hohen Ablösesumme konnte am Ende auch die „Alte Dame“ nicht ablehnen. Nun beginnt bei den Italienern die Suche nach einem Nachfolger.

Zuletzt hielten sich Gerüchte, Turin würde sich für Bastian Schweinsteiger interessieren. Laut Medien würde sich der Club von Nationalspieler Sami Khedira über ein Leihgeschäft des ehemaligen Bayern-Stars interessieren. Bis 31. August hat Juventus noch Zeit. Dann schließt das Transferfenster in Europa.