Hamburg. St. Paulis Führungsspieler Lasse Sobiech geht mit mutigen Erwartungen ins erste Punktspiel der neuen Saison

Als vor genau sechs Wochen die Fußballprofis des FC St. Pauli ihr erstes Training nach der Sommerpause absolvierten, schien das erste Punktspiel in der Zweitligasaison 2016/17 noch in ewig weiter Ferne. „Man denkt ganz am Anfang immer nur: Bitte lass endlich den ersten Spieltag kommen“, erzählt St. Paulis Top-Innenverteidiger Lasse Sobiech. „Es macht natürlich immer am meisten Spaß, wenn es um Punkte geht.“

Sein Wunsch wird an diesem Montagabend (20.15 Uhr Sky und Sport1/ Liveticker abendblatt.de) in Erfüllung gehen, wenn er und seine Kollegen beim Bundesligaabsteiger VfB Stuttgart anzutreten haben. Dann sind sie aber auch gefordert zu beweisen, dass sie die anfangs so lang erscheinenden sechs vergangenen Wochen der gemeinsamen Saisonvorbereitung effektiv genutzt und sich in eine konkurrenzfähige Verfassung gebracht haben.

Dabei ist die zum Auftakt wartende Aufgabe selbst in Bestform nur schwer zu lösen. Die Kiezkicker bekommen es mit einem immer noch hochkarätig besetzten Gegner und mindestens 54.000 Zuschauern in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena zu tun. „Ich freue mich, dass es direkt gegen Stuttgart geht und dass wir gleich Vollgas geben müssen. Es ist gut, dass wir den Favoriten der Liga vor uns haben und direkt zeigen können, wozu wir imstande sind“, sagt Sobiech dazu. Der 25-Jährige wird seine Mannschaft aller Voraussicht nach als Kapitän aufs Feld führen, da der wiedergewählte erste Kapitän Sören Gonther wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen wird. Bei seiner scheinbar sehr mutigen Einschätzung spielt für Sobiech aber auch die Erinnerung an die Auftaktspiele seiner Mannschaft in den beiden vergangenen Saisons eine Rolle. „Da sind wir mit Heimspielen gegen Ingolstadt und Bielefeld gestartet und haben jeweils unentschieden gespielt. Danach war die Stimmung bei beiden Malen eher gedämpft, weil die Erwartungs- haltung bei einigen höher gewesen war“, erinnert sich Sobiech und sagt weiter: „Jetzt kann keiner irgendwelche verrückten Gedanken haben. Es geht nur darum, voll dagegen zu halten, lange ohne Gegentor zu bleiben und irgendwann möglichst einen Treffer zu erzielen. Deshalb ist es mir so auch lieber, als wieder gegen Bielefeld zu starten.“

Dabei ist St. Paulis defensivem Leistungsträger sehr wohl bewusst, dass auf ihn und seine Abwehrkollegen Schwerstarbeit zukommen wird. „Die Offensive ist das Prunkstück der Stuttgarter. Simon Terodde und Alexandru Maxim sind absolute Topspieler der diesjährigen Zweiten Liga. Dazu kommt dann auch ein ,Sechser’ wie Christian Gentner immer wieder mit nach vorn kommt und erzielt Tore“, sagt Sobiech.

Gegen Terodde hat Sobiech in den beiden vergangenen Spielzeiten seine Erfahrung gemacht, als der letztjährige Zweitliga-Torschützenkönig (25 Treffer) der vergangenen Saison noch beim VfL Bochum spielte. „Er ist für einen Innenverteidiger einer der unangenehmsten Gegner, weil er sehr robust, aber dabei auch schnell ist. Er macht seine Wege in die richtigen Räume“, sagt der Hamburger über Stuttgarts neuen Stürmer. In den jüngsten vier Spielen gegen St. Pauli aber gelang Terodde nur ein Treffer und kein Sieg.

Ebenso wie Trainer Ewald Lienen will auch Führungsspieler Lasse Sobiech keinen bestimmten Tabellenplatz als Saisonziel benennen. Dennoch sind die Ambitionen, die er öffentlich preisgibt, durchaus mutig. „Vor einem Jahr waren die Erwartungen ganz anders und wir haben am Ende Platz vier erreicht. Es wäre ja blöd zu sagen, wir wollen uns in dieser Saison verschlechtern. Wir haben uns jetzt vorgenommen, dass wir uns bis zum Ende der Saison zwischen Platz eins und Platz sechs ansiedeln wollen. In den ersten drei Spielen geht es darum, so viele Punkte zu holen, dass wir direkt da oben dran sind“, sagt er. Dabei verspricht sich Sobiech viel von der gesteigerten internen Konkurrenz. „Die gleich guten Jungs pushen sich selber nach oben. Deswegen glaube ich, dass wir stärker in die Saison gehen als vor einem Jahr“, sagt er und kann es kaum erwarten, seine Mitspieler auf den Stuttgarter Rasen zu führen.