An Atila Nunes kommt in Rio niemand vorbei. Er ist Rechtsanwalt und kümmert sich um die Nöte des kleinen Mannes. Ob er das gut macht, ist unbekannt. Fakt ist, dass Nunes Geld hat, um in Dauerschleife für sich zu werben. Zu sehen ist das auf dem Kanal, der in allen öffentlichen Bussen der Olympiastadt auf einem Bildschirm an der Glasscheibe hinter dem Fahrersitz flimmert.

Was in Deutschland bisweilen in Nahverkehrszügen Usus ist, wird den „Cariocas“, wie Rios Einwohner genannt werden, im Bus geboten. Das Programm ist vielfältig, es reicht von Werbefilmchen über Comics und Lebenstipps („Verzichten Sie auf Burger, achten Sie auf Ihr Cholesterin!“) bis zu Pannenvideos. Die Menschen freut’s. Lautes Lachen, wenn ein Bräutigam im Vollsprint auf dem Weg zur Kirche mit seiner Braut auf dem Arm stolpert, inklusive.

Dabei bräuchte es wahrlich kein zusätzliches Unterhaltungsprogramm, denn eine Busfahrt abseits der für die Spiele reservierten Spuren ist Nervenkitzel genug. Nicht nur, dass manch Fahrer sich für eine Karriere als Formel-1-Pilot anzubieten versucht, wenn er mal nicht im Stau steht; gern wird dann im Rausch der Geschwindigkeit auch die hintere Tür offen gelassen, damit die marode Klimaanlage nicht allein gegen die Wärme ankämpfen muss.

Mindestens ebenso abenteuerlich ist das Warten darauf, ob überhaupt ein Bus kommt. Fahrpläne gibt es nicht, und nicht alle Busse, die vorbeikommen, halten auch. Vielleicht sollte man Atila Nunes anrufen. Der versteht bestimmt auch was von Verkehrsrecht.