Hamburg.

Harm Bredemeier hat alle Unterlagen sofort parat. Wie immer in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Der frühere Orthopäde und Sportmediziner ist so etwas wie der Chronist der 4 x 400-Meter-Staffel des SV St. Georg. Und für die ist der kommende Sonntag ein besonderer Tag. Am 7. August 1966 liefen Hans-Jürgen Ehemann (heute 69), Dieter Isermann (75), Bredemeier (75) und Jens Ulbricht (76) bei den deutschen Meisterschaften im Niedersachsenstadion von Hannover in 3:10,6 Minuten Hamburger Rekord. Der besteht bis heute und ist der älteste der hiesigen Leichtathletik. Die Zeit reichte allerdings nur zu Platz vier hinter dem Wuppertaler SV (3:08,3), dem ASC Darmstadt (3:09,3) und dem ASV Köln (3:09,6) – weil die Hamburger den dritten und letzten Wechsel verpatzten.

Das ist aber nicht der Grund, warum das Quartett den 50. Jahrestag ihres Rekordlaufes nicht feiert. Die „Viermalvier“ trifft sich weiterhin fünfmal im Jahr zum Skat, fliegt alle zwei Jahre gemeinsam mit dem ehemaligen Mehrkampftrainer und Skatbruder Heinz Mattelson in Urlaub. Der Termin am Sonntag passte einfach nicht. Was es bei den Treffen zum Essen gab, wer, wann welchen Grand spielte, auch das hat Bredemeier all die Jahre notiert.

Alle Angriffe auf den Rekord des SV St. Georg scheiterten in den vergangenen 50 Jahren, zuletzt lief die TSG Bergedorf bei den deutschen Meisterschaften im Juni in Kassel 3:13,06 Minuten. Die Stadtwerke München siegten in 3:10,84 Minuten, was den handgestoppten 3:10,6 der St. Georger in etwa entspricht. Auch dieses Resultat zeigt, wie gut die Leistung damals war – und heute immer noch ist. Als Star des Quartetts galt Jens Ulbricht, 1965 deutscher 400-Meter-Meister und ein Jahr später mit der deutschen Staffel Zweiter der Europameisterschaften in Budapest. Seine Bestzeit: 46,5 Sekunden. Zwischen 1962 und 1968 bestritt er 30 Länderkämpfe.

„Sie brauchen vier gute Läufer. Und die sind für eine Vereinsstaffel nicht leicht zu finden“, erklärt Bredemeier die Haltbarkeit der Bestmarke. Zudem haben Staffeln nicht mehr den Stellenwert wie einst. Die Alsterstaffel zum Beispiel war in den 1960er-Jahren einer der sportlichen Höhepunkte in Hamburg, populär wie heute der Marathon, die Cyclassics oder der Triathlon. Die letzte wurde vor vier Jahren gelaufen.

Trainiert haben die St. Georger drei- bis viermal in der Woche, viel Intervall-, kaum Krafttraining. „Wir haben uns immer gegenseitig angetrieben. Das war schon eine tolle Truppe. Und die Freundschaften haben ja über 50 Jahre gehalten“, sagt Bredemeier.