Hamburg. St. Paulis Talent Maurice Litka hat die Kritik von Trainer Ewald Lienen angenommen

„Er hat bisher drei Viertel seiner Fußballkarriere mit Dribbeln zugebracht, daher ist es kein Wunder, dass sein Passspiel und der Torabschluss darunter leiden.“ Dieser Satz stammt, das ist nicht schwer zu erraten, aus dem Munde von Ewald Lienen. Der Cheftrainer des FC St. Pauli hat diese flapsigen Worte, die durchaus einen ernsthaften Hintergrund haben, auf Maurice Jerome Litka gemünzt. Der 20 Jahre alte Offensivspieler geht in seine zweite Saison, in der er offiziell zum Profikader des Kiezclubs gehört.

Die vergangene Spielzeit war für den gebürtigen Hamburger, der bereits vor zehn Jahren vom SC Concordia zum FC St. Pauli wechselte, ein schwieriges Lehrjahr. In der Zweiten Liga gehörte er nur sechs Mal dem 18-Mann-Kader für ein Punktspiel an, ohne jedoch ein einziges Mal eingewechselt zu werden. Wenigstens im DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:4) durfte er in den letzten elf Minuten noch mitspielen. Da war die Partie aber praktisch schon entschieden.

„Es war ein schwieriges Jahr für mich. Der Sprung von den A-Junioren in den Herren-Bereich ist doch sehr groß. Dazu kam, dass ich nach einer recht guten Vorbereitung im vorigen Sommer zwei, drei Monate am Sprunggelenk verletzt war und es danach schwer war, wieder richtig reinzukommen“, sagt Litka im Rückblick.

„Er muss männlicher werden“, hatte Trainer Lienen im März dieses Jahres noch über den technisch starken Litka gesagt und damit dessen noch zu wenig ausgeprägte Robustheit gemeint. Diese Kritik hat sich Litka offenbar zu Herzen genommen. „Ich habe mit einem Ernährungsberater und mit unserem Athletiktrainer besprochen, was ich verbessern kann. Das hat mir gut getan, ich fühle mich frischer und spritziger. Ich esse jetzt mehr als in der A-Jugend, weil das viel Training intensiver ist. Dafür aber lasse ich abends Nüsse und Pistazien weg, weil ich nicht so gut vertrage“, berichtet Litka. „Ich denke, dass ich selbst jetzt auch körperlich präsenter bin und die Zweikämpfe annehme.“

Diese Einschätzung teilt Trainer Lienen: „Athletisch hat er einen Sprung nach vorn gemacht. Er hat eine sehr gute Ausdauer und Schnelligkeit und ist stabiler geworden.“ Die Sache mit der zu großen Ballverliebtheit allerdings ist für Lienen weiter ein Thema: „Das Zusammenspiel muss er weiter schulen.“ Auch in diesem Punkt gibt sich Litka lernwillig: „Ich habe gemerkt, dass es effektiver sein kann, den Ball abzuspielen und mich wieder freizulaufen. Ich muss die goldene Mitte finden zwischen einem Abspiel und einem Dribbling.“

Litkas Vertrags beim FC St. Pauli läuft noch bis Ende Juni 2018. Und so schnell scheint ihn nichts aus Hamburg wegzuziehen. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als in der eigenen Stadt Fußball spielen und meinen Traum leben zu können. Die Dortmunder Jungs bei uns im Team zum Beispiel beneiden mich dafür“, sagt er.