Spötter, die mit dem den Deutschen nachgesagten Hang zu Perfektion, Ordnung und Disziplin nichts anfangen können, sagen gern, das höchste Lob aus deutschem Munde sei der Satz: „Da gibt es nichts zu meckern!“ Die Nachrichten allerdings, die am Dienstag aus Rio de Janeiro in die Heimat übermittelt wurden, geben gesteigerten Anlass dazu, sich Sorgen um unseren Ruf zu machen.

Nicht nur, dass die Deutschen seit der Fußball-Heim-WM 2006 als entspanntes Partyvolk durchgehen, nein: Während sich Nationen wie Australien, Großbritannien, Neuseeland und zuletzt gar Weißrussland über die Unannehmlichkeiten im olympischen Athletendorf massiv beklagten, zeigte Dirk Schimmelpfennig, sportlicher Leiter des deutschen Olympiateams, erstaunliches Verständnis. „Wir sind uns der besonderen Bedingungen hier in Brasilien bewusst“, sagte er. In Eigeninitiative habe man letzte Mängel im Quartier behoben. „Alle unsere Athleten können bei ihrer Anreise ihre Apartments beziehen!“

Nun gut, mit dem Aufbau ihrer Unterkünfte kennen sich deutsche Sportler in Brasilien spätestens seit der WM 2014 aus, als der Deutsche Fußball-Bund sein „Campo Bahia“ im Nirgendwo aus dem Boden stampfen ließ. Aber dass sich der Augsburger Slalomkanute Sideris Tasiadis beim Einzug in sein Zimmer („Echt top!“) sogar zu einem Lob für die Organisatoren hinreißen ließ, das geht wirklich zu weit. Auch wenn seine Eltern aus Griechenland stammen und er deshalb Chaos gewohnt ist: So viel Anbiedern bei den Brasilianern muss nicht sein. Nicht, dass die am Ende die Deutschen noch so sympathisch finden, dass sie die 1:7-Halbfinalschmach verzeihen ...