Dass sie bereit ist, neue Pfade zu beschreiten, um sich zu verbessern, das hat Susi Kentikian schon im vergangenen Jahr bewiesen. Damals beschloss die Boxweltmeisterin nach jahrelanger Odyssee durch verschiedene deutsche Profiställe, sich in ihrer Heimatstadt Hamburg ab sofort selbst zu vermarkten. An diesem Sonnabend verteidigt die 28-Jährige – zum zweiten Mal in Eigenregie – ihre drei WM-Titel im Fliegengewicht, der Klasse bis 50,8 Kilogramm, in der Sporthalle Hamburg gegen die Kroatin Nevenka Mikulic.

Nach mehr als elf Jahren im Berufsboxbusiness hat die gebürtige Armenierin, die als Vierjährige mit den Eltern und dem älteren Bruder nach Deutschland kam, sich vom Asylschiff bis in die Weltspitze durchboxte und spätestens seit ihrer Einbürgerung im Sommer 2008 als Musterbeispiel gelungener Integration gilt, Vergnügen an neuen Trainingsreizen gefunden. In dieser Vorbereitung besucht sie täglich Hamburgs einzige Eissauna in Pöseldorf, um sich bei minus 160 Grad Kopf und Körper auffrischen zu lassen.

Ganz so eiskalt wird die 153 Zentimeter kleine Powerfrau, die in ihrer Freizeit gern singt und mit Udo Lindenberg einen Populärmusiker erster Güte zu ihren Freunden zählen darf, ihre Arbeit im Ring am Sonnabend allerdings nicht verrichten. Der heißblütige Vorwärtsdrang, der ihr in frühen Jahren den Kampfnamen „Killer Queen“ eingebracht hat, ist auch weiterhin das Markenzeichen der jungen Frau. Sie hat verstanden, dass sie ihr Leben lang kämpfen muss, um ihre Ziele zu erreichen.