London. Jamaikas Sprintstar besteht in London die Generalprobe für die Spiele in Rio

Superstar Usain Bolt kann nach der bestandenen Olympia-Generalprobe am Freitagabend in London beruhigt zu den Olympischen Sommerspielen (5. bis 21. August) nach Brasilien fliegen. „Nun geht’s ab nach Rio, meine Titel verteidigen“, sagte der jamaikanische Sprinter, „ich bin glücklich, das Rennen verletzungsfrei beendet zu haben.“ Dass den 29-Jährigen bei den Sommerspielen knallharte Konkurrenz erwartet, weiß er allerdings.

Bolt ließ bei seinem Comeback wenig Zweifel daran, dass er sein drittes olympisches Gold-Triple landen will. „Ich bin noch nicht voll in Form. Ich muss noch mehr arbeiten, aber mit der Zeit wird es gut werden“, sagte Bolt nach seinen 19,89 Sekunden. Mit diesem Ergebnis in seinem ersten Saisonrennen über 200 Meter lieferte er den vom jamaikanischen Verband geforderten Leistungsnachweis und steht nun auf Rang fünf der Weltbestenliste. Diese führt LaShawn Merritt (19,74 Sekunden) vor Bolts Dauerrivalen Justin Gatlin (19,75/beide USA) an.

Viel wichtiger für Bolt war die Erkenntnis, dass der Oberschenkel hält. Eine Zerrung hatte ihn Anfang des Monats dazu gezwungen, bei den Landesmeisterschaften in Kingston auszusteigen. Im Olympiastadion von London, in dem er vor vier Jahren über 100, 200 und mit der 4x100-Meter-Staffel triumphierte, siegte er nun souverän. „Back in business“, kommentierte ein britischer Fernsehkommentator die Rückkehr des Superstars. „Zurück im Geschäft.“

Auch in der vergangenen Saison hatten den Jamaikaner zunächst Verletzungssorgen geplagt. Bei der WM in Peking räumte er dann aber wieder alles ab. Dass seine US-Rivalen schon wieder groß tönen – vor allem, nachdem Bolt angeschlagen war –, versteht er nach eigenem Bekunden nicht. Eine „Respektlosigkeit“ sei das, klagte der Weltrekordler. Enttäuscht sei er vor allem von Gatlin. „Ich habe Jahr für Jahr bewiesen, dass ich der Größte bin.“

Auf die große Show verzichtete der Weltrekordler in London allerdings. Seine berühmte Bogenschützenpose hatte er bereits vor dem Start gezeigt. Aber es war mehr ein Ritual. Der Jamaikaner wirkte ernst bei seinem Comeback und war danach nach eigener Aussage ganz schön müde. „Ich spürte den Rost“, erklärte er. „Die Umsetzung war nicht perfekt, aber es war mein erstes Rennen, da kann ich mich nicht beschweren.“

Neben Bolt stand am ersten Tag des Sportfests Kendra Harrison im Mittelpunkt. Die US-Amerikanerin brach in 12,20 Sekunden den Weltrekord über 100 Meter Hürden. Im letzten Renndrittel hatte die schmächtige 23-Jährige ein unfassbares Tempo vorgelegt. So fiel die Bestmarke der Bulgarin Jordanka Donkowa von 1988 (12,21). Deren Zeiten waren und sind von Dopinggerüchten überschattet.

Im Gegensatz zu Bolt kann Harrison in Rio aber nicht glänzen. Als Sechste der US-Auscheidungen hatte sie die Olympia-Teilnahme verpasst. „Weltrekordlerin genannt zu werden, das ist unbeschreiblich. Ich wollte hier rausgehen und zeigen, dass ich was draufhabe, auch wenn ich nicht bei Olympia dabei sein werde“, sagte sie.