Paris. Rostocker wiederholt Vorjahreserfolg zum Abschluss der Tour de France in Paris. Gesamtsieger reiht sich unter die Tour-Legenden ein

Triumphator Chris Froome genoss auf seiner „Tour d’Honneur“ zum dritten Gesamtsieg bei der Tour de France Bier statt Champagner und fuhr Arm in Arm mit seinen Teamkollegen über die Ziellinie. Der Brite hatte seinen Job bereits auf den 20 Etappen zuvor erledigt und insgesamt ungefährdet nach 2013 und 2015 erneut das Gelbe Trikot auf die Champs Elysées getragen.

Den prestigeträchtigen Etappentriumph zum Abschluss der 103. Frankreich-Rundfahrt holte sich nach 113 Kilometern der Rostocker André Greipel. Der 34-Jährige siegte im Massensprint und sorgte für den vierten deutschen Sieg in Folge auf dem Pariser Prachtboulevard. Für Greipel war es der elfte Tour-Etappensieg seiner Karriere. „Wir hatten im Team eine super Planung für die Etappe, und es hat alles geklappt. Ich bin stolz, dass ich den Willen hatte, den Sieg zu erzielen“, sagte der Rostocker, der in den drei Wochen zuvor leer ausgegangen war. Aber das war ihm am Ende der Tortur herzlich egal. „Es war eine dreiwöchige Quälerei und nicht einfach. Aber ich habe den wichtigsten Sprint des Jahres gewonnen.“

Seit 2013 siegte auf der Prachtstraße der französischen Hauptstadt damit immer ein Deutscher: 2013 und 2014 war es Marcel Kittel, 2015 Greipel selbst. An der schwächsten deutschen Siegbilanz seit 2011 mit nur zwei Etappenerfolgen vermochte allerdings Greipels erneuter Erfolg nichts mehr zu ändern.

Aus dem Kampf um den prestigeträchtigen Sieg hielt sich Froome heraus. Er genoss seine Triumphfahrt an der Seite seines Sky-Teams und kündigte nach seinem erneuten Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt an, Geschichte zu schreiben. „Dreimal habe ich jetzt die Tour gewonnen. Und ich werde sicherlich noch sechsmal zurückkommen, um sie weitere Male zu gewinnen“, sagte der Brite.

Nach einer Tour, die er im Stile der Legenden wie Eddy Merckx, Bernard Hinault oder Miguel Indurain beherrschte, muss man Froome glauben. Natürlich hat auch der Brite damit kämpfen müssen, dass man ihm den Missbrauch von Dopingmitteln vorwarf. Froome allerdings legte offen, was man nur offenlegen kann: Blutwerte, Kraftdaten, Trainingswerte. Und in seinem Sinne muss man sagen: Der 31-Jährige hat alles getan, was man für die Glaubwürdigkeit des Radsports tun kann. Er wurde mit Urin bespritzt, 2015 war das. Dabei hatte er nichts gemacht, was nur irgendwie einen Anlass dazu gab. Froome ist so gut, wie ein Radfahrer nur sein kann.

Bei der Tour 2016 wusste der gebürtige Kenianer, dass er am Berg womöglich angreifbar ist. Und was machte Froome? Er attackierte auf einer Abfahrt, in atemberaubender Manier auf der neunten Etappe. Er fuhr wenige Tage darauf im Flachen bei starkem Wind bis auf Weltmeister Peter Sagan allen davon. Froome dominierte die Zeitfahren. So holte er sich seinen Vorsprung.

Froome, so wie er sich in diesem Jahr zeigte, wirkte immer ehrlich. Er stand für das, was die Tour de France so unwiderstehlich erscheinen lässt. Wie er am Mont Ventoux verzweifelt den Berg hinaufrannte, als sein Rad nur noch ein Haufen Schrott war. Wie er nach seinem Sturz am Freitag, blutend und unter Schmerzen, auf dem Rad seines Teamkollegen Geraint Thomas das Ziel erreichte. Dort seinem niederländischen Teamkollegen Wouter Poels in die Arme fiel, weil er nur durch die Stärke der Sky-Mannschaft so gut sein kann.

Froome ist ein Dominator. Er hat von seinem großen Teamkapitän Bradley Wiggins gelernt, dem er sich konsequent unterordnen musste. Und wenn Froome sagt, er wolle nach der Tour auch Olympiagold im Straßenrennen und im Zeitfahren gewinnen, dann muss man dies nicht nur ernst nehmen, man könnte ihm dies auch wünschen. Froome hat, nicht weniger als das, einem nach so vielen Dopingsünden am Boden liegenden Radsport aufgeholfen.