Hamburg. St. Paulis Trainer zieht aus den elf Tagen Trainingslager in Maria Alm ein differenziertes Fazit

Am Donnerstag um 15.27 Uhr landete der Easyjet-Airbus aus Salzburg mit der Mannschaft des FC St. Pauli an Bord auf dem Flughafen Fuhlsbüttel. Nach elf Tagen Trainingslager in Maria Alm am Steinernen Meer im Salzburger Land sind die Spieler des Fußball-Zweitligisten wieder zurück in Hamburg, um sich in den kommenden zwei Wochen in gewohnter Umgebung auf den Punktspielstart beim VfB Stuttgart am 8. August (20.15 Uhr) vorzubereiten. Neben schweren Beinen und in den vergangenen Tagen noch einmal außergewöhnlichen optischen Eindrücken der Alpenlandschaft brachten Spieler und Trainer auch einige wichtige Erkenntnisse mit aus dem Trainingslager, positive wie negative.

Dabei waren rein statistisch gesehen die Ergebnisse der drei Testspiele im Rahmen des Trainingslagers unbefriedigend. Einem Sieg gegen den russischen Erstligisten FK Ufa (2:0) standen Niederlagen gegen Borussia Dortmund (2:3) und zuletzt am Mittwochabend gegen den tschechischen Erstligisten FC Zbrojovka Brünn (0:1) gegenüber. „Das waren alles starke Gegner und damit wichtige Tests für unsere Mannschaft“, sagt Trainer Ewald Lienen. Ganz bewusst habe man bei der Auswahl der Gegner auf eine hohe Qualität geachtet, um das eigene Team entsprechend zu fordern. „Das Spiel gegen Dortmund war für uns vor allem in der ersten Halbzeit, als die Borussia in Bundesligabesetzung gespielt hat, ein gutes Lehrstück. Daraus kann man viel ziehen und lernen.“ Insgesamt sei er mit den Auftritten seines Teams in den Testspielen aber zufrieden gewesen.

Getrübt wurde der Aufenthalt in Maria Alm durch das fast eine Woche anhaltende Regenwetter, das erst an den letzten drei Tagen wieder der erhofften sommerlichen Witterung wich. „Leider konnten wir nicht immer so arbeiten, wie wir uns das erhofft hatten, weil der Platz unter dem Regen gelitten hatte. Außerdem ist die Laune nicht immer dieselbe, als wenn man Kaiserwetter in dieser traumhaften Umgebung hat“, sagt Lienen. „Alles in allem haben wir aber gut gearbeitet. Die Spieler haben voll mitgezogen. Das war positiv. Dadurch konnten wir vieles von dem trainieren, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben uns trainingstechnisch in die richtige Richtung bewegt.“

Regen und Verletzungen trüben die Bilanz des Trainers

Das große Ziel, dass sein Team verschiedene taktische Ausrichtungen beherrscht und diese auch während des Spiels wechseln kann, sieht Lienen aber noch nicht erreicht. „Das geht nicht auf Knopfdruck, das werden wir uns noch länger erarbeiten müssen“, sagt er. Immerhin aber habe man es schon ganz gut hinbekommen, gegen eine Abwehr-Dreierkette des Gegners effektiv zu arbeiten. Negativ war, dass einzelne Spieler aufgrund von Verletzungen praktisch gar nicht trainieren konnten, so etwa Bernd Nehrig und Joel Keller. Auch Marvin Ducksch, der nach seiner ersten Verletzung wieder dabei war, musste kurz danach mit einer Prellung wieder aussteigen, sonst hätte er schon im ersten Test gegen Dortmund wieder einen Einsatz im Spiel gehabt. So konnte er erst gegen Brünn wieder ein paar Minuten auf dem Platz sein. Akzente konnte der Stürmer bei seinem gut 15 Minuten langen Auftritt allerdings nicht setzen.

Bei ihm kommt erschwerend hinzu, dass er als Neuzugang ohnehin noch nicht die gewohnten Verhaltensmuster seiner Mitspieler kennt. Auch die Offensivspieler Fabrice-Jean Picault und Ryo Miyaichi waren immer mal wieder angeschlagen und konnten daher in den Testspielen nicht auf die vorgesehenen Einsatzminuten kommen. Aus diesen Problemen ergibt sich, dass derzeit nicht alle Spieler des Vierten der vergangenen Saison auf dem gleichen körperlichen Niveau sind. „Für diejenigen, die bisher weniger Trainingseinheiten und Spieleinsätze als die anderen hatten, gilt es, diesen Rückstand in den kommenden Wochen aufzuholen. Das wird nicht so einfach sein. Die Erfahrung zeigt, dass Spieler, die Teile der immens wichtigen Sommervorbereitung verpassen, auch in der Saison noch länger Probleme haben“, sagt Lienen.

Als positiv sieht der Trainer hingegen den bereits erfolgten Integrationsprozess der bisher sechs Neuzugänge. „Sie verhalten sich allesamt vorbildlich und haben sich schon sehr gut eingefügt. Das ist bei dieser Mannschaft allerdings auch nicht besonders schwer“, sagt Lienen. Bis zum Saisonstart soll bekanntlich noch ein schneller Offensivspieler für die linke Seite verpflichtet werden. „Es ist aber nicht das Allerwichtigste, dass der Kader zum ersten Meisterschaftsspiel komplett ist. Entscheidend ist, dass sich dann eine Mannschaft gefunden hat, die auf Anhieb erfolgreich spielen kann“, sagt Lienen.

Nach vielen Spielern, Sportchef Thomas Meggle und Präsident Oke Göttlich zollte schließlich auch Lienen dem Hüttendorf Maria Alm, ein Stück außerhalb des Ortes und oberhalb des Urslau-Tales gelegen, hohes Lob. „Die Unterbringung, die Verpflegung und die Betreuung durch die Hüttendorf-Besatzung waren super positiv. Das Catering war einfach Weltklasse. Wir haben uns hier super wohl gefühlt, was auch etwas damit zu tun hat, wie viel Herzblut die Leute hier in so ein Projekt stecken und mit welcher Menschlichkeit sie die Betreuung angegangen sind“, sagt der Trainer über die Crew um Hüttendorf-Chef Josh Seyfert.