Hamburg. Nationalspieler Nabil Bahoui über seine Startprobleme, sein Leben als Muslim und seinen Freund Ibrahimovic

Als der HSV am 1. Fe­bruar eine Minute nach Schließung des Wintertransferfensters die Verpflichtung von Nabil Bahoui vom saudi-arabischen Club Al-Ahli Dschidda bekannt gab, mussten viele seinen Namen nachschlagen. Ein halbes Jahr später hat sich der achtmalige schwedische Nationalspieler mit marokkanischen Wurzeln beim HSV eingelebt. Bevor Bahoui (25) mit seiner Frau an diesem Dienstag nach Griechenland fliegt, nahm er sich Zeit für ein Gespräch über seine erste Zeit in Hamburg.

Herr Bahoui, beim HSV sprechen alle von der harten Vorbereitung. Sind Sie schon wieder urlaubsreif?

Nabil Bahoui: Für mich ist das bislang die härteste Vorbereitung, nicht vergleichbar mit Schweden oder Saudi-Arabien. Wir können uns jetzt ein wenig erholen von den ersten Wochen.

In der Vorbereitung hat man den Eindruck, dass Sie beim HSV angekommen sind. Stimmt der Eindruck?

Ich fühle mich immer besser. Das Ende der vergangenen Saison lief gut für mich, jetzt will ich daran anknüpfen.

Die Umstellung auf den deutschen Fußball fiel Ihnen offensichtlich schwer.

Als ich im Winter kam, ist viel Neues auf mich eingeprasselt. Der sportliche Unterschied war riesig. Ich musste die Art des Fußballs beim HSV verinnerlichen. Wenn du dann zu viel denkst, bekommst du Probleme. Ich bin jetzt viel ruhiger im Kopf und weiß, was der Trainer taktisch von mir erwartet.

Bruno Labbadia sagte, Sie hätten Probleme, die Laufwege des HSV zu adaptieren.

Der Trainer sagt mir, dass ich lernen muss, wie ich mich bewege, wenn der Gegner den Ball hat. Da habe ich einen Schritt nach vorne gemacht. Mit dem Ball habe ich meine Stärken. Jetzt brauche ich Spiele, deswegen ist die Vorbereitung auch so wichtig für mich.

Bereuen Sie Ihr kurzes Intermezzo in Saudi-Arabien?

Nein. Das halbe Jahr in Saudi-Arabien war eine wichtige Erfahrung für mich. Das Leben hat mir gefallen, auch wenn ich Europa vermisst habe.

Ist Ihnen das Leben in Dschidda als Muslim nicht leichter gefallen?

Ich habe dort in einem Compound gelebt, einer Siedlung für Menschen aus dem Ausland. Das war wie in Europa. Natürlich ist für Muslime in Saudi-Arabien vieles einfacher. Wenn die Gebetszeit beginnt, wird das Training unterbrochen. Letztlich ist aber nicht entscheidend, wo du lebst. Es hängt nur von dir selbst ab. Hier bete ich eben vor oder nach den Einheiten. Nur während des Ramadans musste ich mich der Vorbereitung anpassen.

Gehen Sie auch wieder nach Mekka?

Bevor ich nach Hamburg kam, war ich dort. Mekka ist nur eine Stunde von Dschidda entfernt. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meiner gesamten Familie dort sein konnte. Für mich ist Mekka eine der besten Erfahrungen in meinem Leben. Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder da sein kann.

Sehen Sie sich auch als Vorbild im Zusammenleben verschiedener Kulturen?

Als Fußballprofi bist du immer ein Vorbild, vor allem für Kinder. Ich versuche, einfach ein guter Mensch zu sein, der anderen Menschen hilft. Wir sind alle Menschen, egal, wo wir herkommen.

Auch Zlatan Ibrahimovic hat nicht-schwedische Wurzeln. Sie sind mit ihm befreundet. Was konnten Sie von ihm lernen?

Von ihm konnte ich mir außerhalb des Platzes viel abschauen. Und natürlich seine Schusstechnik. Wobei ich meinen Stil vor allem in der Jugend gelernt habe. Mit meinen Freunden habe ich oft in einem Parkgarten gespielt, wenn der Wachmann nicht da war. Wir waren meist zu dritt, da haben wir nur Schüsse geübt. Jeden Tag. Im Training habe ich das dann später verfeinert. Man kann sich in der Technik immer etwas abschauen. Beim HSV zum Beispiel von Aaron Hunt oder Michael Gregoritsch.

Sie haben beim HSV schon auf beiden Seiten gespielt. Wo fühlen Sie sich wohler?

Die linke Seite liegt mir mehr. Da kann ich in die Mitte ziehen und häufiger zum Abschluss kommen. Ich kann aber auf beiden Seiten spielen. In der Nationalmannschaft wurde ich meistens auf Rechtsaußen aufgestellt.

Rechnen Sie mit einer Rückkehr in die schwedische Auswahl?

Das schwedische Team ist im Umbruch. Zlatan ist zurückgetreten. Wir haben mit Janne Andersson einen neuen Nationaltrainer. Noch hatten wir keinen Kontakt. Aber darüber denke ich derzeit nicht viel nach. Wenn ich hier beim HSV einen guten Job mache, kommt das Nationalteam von alleine.