Maria Alm. St. Paulis Sportchef lobt die einvernehmliche Kaderplanung und sucht weiterhin einen schnellen Offensivspieler für die linke Seite

Seit knapp einer Woche und noch bis zum kommenden Donnerstag befindet sich der FC St. Pauli im Trainingslager in Maria Alm am Steinernen Meer im Salzburger Land, um sich auf die kommende Saison in der Zweiten Liga vorzubereiten. Auch Sportchef Thomas Meggle (41) hat seinen Arbeitsplatz, wie er es selbst formuliert, für einige Tage in eines der Holzhäuser des „Hüttendorfes Maria Alm“ verlegt, um nah an der Mannschaft zu sein und sich bei den Trainingseinheiten und den Testspielen selbst ein Bild vom Zustand des Teams und einzelner Spieler zu machen. Am Freitag reiste er kurzfristig wieder ab, um einen wichtigen Termin in München wahrzunehmen. Davor nahm er sich Zeit, um mit den mitgereisten Medienvertretern über die aktuellen Themen rund um die Mannschaft zu sprechen. Im Einzelnen sagte Meggle über ...

… Sören Gonthers Reaktion auf den nicht zustande gekommenen Transfer zum Karlsruher SC: „Gonni verhält sich auch in den internen Gesprächen absolut top. Wir haben sehr konstruktiv miteinander über das Thema gesprochen. Ich bin sicher, dass er charakterlich auch so stark ist, dass das Thema nun auch für ihn beendet ist. Ich konnte sowohl seine Gedanken als auch die der KSC-Verantwortlichen nachvollziehen, aber schließlich bin ich beim FC St. Pauli angestellt und vertrete dessen Interessen. Unsere Kaderplanung sieht drei sehr starke Innenverteidiger vor, zu denen Sören Gonther gehört.“

… die Suche nach dem Wunschspieler für die linke, offensive Außenbahn und die mögliche Ungeduld von Trainer Ewald Lienen bei diesem Thema: „Die Zeitschiene ist mit dem Trainer abgesprochen. Wir haben jetzt bis auf ein oder zwei Positionen unseren Kader zusammen. Das sind mehr als 90 Prozent. Wir wollen nur dann zuschlagen, wenn wir überzeugt sind, dass der betreffende Spieler der richtige für uns ist. Die Suche nach diesem Spieler hat für uns erste Priorität. Wir sind in einem ständigen Austausch auch mit der Scouting-Abteilung.“

… die möglichen Kompromisse bei der Auswahl des gesuchten Spielertyps: „Wir haben ein ideales Anforderungsprofil erstellt. Leider sind wir aber nicht in der Situation, dass wir einen Spieler bekommen können, der dieses Anforderungsprofil komplett erfüllt, sondern müssen uns immer wieder überlegen, wo wir Abstriche machen können, weil wir eben nicht die Möglichkeiten wie etwa Manchester City haben. Im Moment ist es zum Beispiel sehr schwer, einen Linksfuß für die gesuchte Position mit der gewünschten Qualität zu bekommen. Es kann also sein, dass wir uns deshalb für einen Rechtsfuß entscheiden, der aber auf der linken Seite spielen kann. Wir haben eine Kandidatenliste, sprechen mit den Spielern und deren Beratern und versuchen, eine Einigung zu erzielen.“

… die bisher verpflichteten Neuzugänge: „Es waren allesamt Wunschkandidaten, mit denen wir uns recht lange beschäftigt haben. In den Entscheidungsprozess waren immer das Scouting, das Trainerteam und ich eingebunden. Bei jeder Personalentscheidung, ob Neuzugang oder Vertragsverlängerung, haben wir immer eine Einigkeit hergestellt. Jeder war davon überzeugt, dass wir das machen sollten. Das ist sehr viel wert. Es war ein sehr gutes Zusammenspiel. Wenn es klappen sollte, kann und will ich mir den Lorbeer auch gar nicht allein anheften.“

… die Rolle des kaufmännischen Geschäftsführers Andreas Rettig bei der Kaderplanung: „Andreas sitzt nicht explizit mit am Tisch, wenn es um die Kaderplanung geht. Aber logischerweise stimme ich mich mit ihm immer eng ab. Es geht dabei natürlich auch um den finanziellen Spielraum. Genauso wichtig ist aber auch, dass er mit seiner Expertise auch intervenieren kann, wenn er das Gefühl hat, dass in der Kaderplanung etwas in die falsche Richtung läuft.

… über die Qualität der in diesem Sommer abgegebenen Spieler im Vergleich zu den neuen: „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir massiv an Qualität verloren hätten. Natürlich ist der Abgang von Marc Rzatkowski ein Verlust, aber ich bin sicher, dass jetzt Christopher Buchtmann sehr gut in dessen Rolle hineinwachsen kann. Das hat sich jetzt auch schon angedeutet. Im Angriff denke ich sogar, dass wir mit Aziz Bouhaddouz und Marvin Ducksch noch an Qualität hinzugewonnen haben. Auch Vegar Eggen Hedenstad als Rechtsverteidiger hat unsere Qualität erhöht, und mit Christopher Avevor als kopfballstarken Sechser und Jakob Rasmussen als Innenverteidigertalent mit einem starken linken Fuß haben wir Elemente hinzubekommen, die wir bisher so nicht hatten. Insgesamt haben wir, denke ich, an Qualität dazu gewonnen.“

… den noch nicht einsatzfähigen, erst 19 Jahre alten Neuzugang Richard Neudecker: „Mit seiner Schambeinentzündung hat der Junge jetzt schon eine lange Leidenszeit von sieben bis acht Monaten hinter sich. Wir haben mit ihm einen klaren Plan besprochen, wie es für ihn weitergeht. Vor ein paar Tagen saß er mir schon mit glänzenden Augen gegenüber und schwärmte nur davon, wie schön es doch war, wieder ein paar Übungen mit dem Ball mitmachen zu können.“

… die Bedingungen im Trainingslager mit der Unterbringung in einzelnen Blockhäusern: „Ich denke, dass wir im Hüttendorf Maria Alm hervorragende Voraussetzungen haben, um auch gerade das Thema Teambuilding voranzubringen. Die Jungs leben zu viert oder zu sechst in einer Hütte und müssen sich untereinander arrangieren und die Aufgaben unter sich aufteilen müssen, zum Beispiel, wer für den Kamin zuständig ist. Dazu kommt, dass sich die zuständigen Leute hier vor Ort unheimlich engagieren, mit vollem Herzen dabei sind und uns jeden Wunsch von den Lippen ablesen.“

… den Zustand des Trainingsplatzes: „Es ist natürlich unglücklich, dass es hier bisher so viel geregnet hat. Das schlägt auch ein bisschen aufs Gemüt. Es ist aber niemandem vorzuwerfen, dass der Platz nicht so viel Wasser aufnehmen kann. Für das Wetter kann keiner etwas.“

… die Qualität der Testspielgegner wie Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder FC Sevilla: „Unser Trainer möchte bewusst gern gegen möglichst starke Gegner spielen. Wir werden aber in der Vorbereitung die erzielten Ergebnisse weder in die eine noch in die andere Richtung überbewerten.“