Hamburg.

Eine Dopingkontrolle kommt selten gelegen, doch für Eileen Hoffmann war der Besuch, der am Freitagmorgen an ihrer Hamburger Wohnungstür klingelte, wie das verdorbene Sahnehäubchen auf einem alten Stück Torte. Am Tag zuvor waren die Hoffnungen der 32-Jährigen auf ihre zweite Olympiateilnahme nach 2008 in Peking zerplatzt, als ein Riss des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus im rechten Knie diagnostiziert wurden. Natürlich war die Hockey-Nationalstürmerin vom Uhlenhorster HC professionell genug, um den Kontrolleuren die benötigten Körpersäfte zur Verfügung zu stellen. „Sonst hätte ich ein noch größeres Problem gehabt. Aber das Timing war wirklich nicht gut“, sagte sie.

Das Drama hatte am Mittwoch begonnen. Im ersten Training mit dem Auswahlteam, das sich in Düsseldorf den Feinschliff für die Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) holt, knickte die Angreiferin ohne Fremdeinwirkung um. „Meine Mitspielerin Katharina Otte hat mir an den Augen angesehen, dass etwas Schlimmes passiert sein musste“, sagte sie. Dennoch brach sie die Übungseinheit nicht ab, sondern versuchte sich durchzubeißen, absolvierte sogar noch die anschließende Yogaeinheit mit dem Team. Erst als die Schwellung und die Schmerzen über Nacht schlimmer wurden, war klar, dass es nicht weitergehen würde. Am Donnerstag wurde dann die Schwere der Blessur festgestellt und ihre UHC-Vereinskollegin Marie Mävers (25) für Brasilien nachnominiert.

Für Hoffmann, die gerade erst einen Fingerbruch auskuriert und dennoch das Vertrauen von Bundestrainer Jamilon Mülders bekommen hatte, ist die Verletzung umso bitterer, da sie schon die Sommerspiele 2012 in London kurzfristig verpasst hatte, weil der damalige Nationalcoach Michael Behrmann sie überraschend aus dem Kader gestrichen hatte. „Es ist besonders tragisch, weil sie sich nach einem halben Jahr mit mehreren Verletzungen bravourös zurückgekämpft hatte“, sagte Mülders, „Eileen wird uns mit ihrer Leistungsbereitschaft und ihren Führungsqualitäten sehr fehlen.“

Dass sie 2020 mit dann 36 Jahren in Tokio keinen neuen Anlauf auf Olympische Spiele wagen wird, ist Eileen Hoffmann klar. Ihre Karriere zu beenden, das ist dennoch kein Thema, zur Rückrunde in der Feld-Bundesliga will sie dem UHC wieder zur Verfügung stehen: „So werde ich nicht aufhören!“