Hamburg. Mittelfeldspieler Demirbay wechselt für rund zwei Millionen Euro Ablöse nach Hoffenheim

Mit einem entspannten Lächeln spazierte Aaron Hunt am Montagnachmittag in die Kabine. Hinter dem Mittelfeldspieler des HSV lag soeben die dritte Trainingseinheit innerhalb eines Tages. Was für seine Kollegen einen ganz normalen Arbeitstag bedeutet, ist für Hunt in diesem Jahr eine Seltenheit gewesen. Noch keine zwei Wochen ist die Sommervorbereitung des HSV alt, doch Hunt konnte bereits jetzt nahezu so viele Einheiten mitmachen wie in der gesamten Rückrunde der abgelaufenen Saison. „Es geht von Tag zu Tag besser“, sagt Hunt über seinen Fitnesszustand, der zuletzt nach einer komplizierten Mandeloperation mit einem anschließenden Infekt stark gelitten hatte. Die acht Kilogramm Gewichtsverlust hat der 29-Jährige mittlerweile aufgeholt.

Für Hunt beginnt in Hamburg nun ein Neustart. Vor einem Jahr kam der langjährige Bremer für rund drei Millionen Euro vom VfL Wolfsburg, nachdem er dort keine Spielzeit mehr erhielt. Nach einem guten Start beim HSV begann mit einem Muskelfaserriss in der Hinrunde Hunts lange Leidenszeit, die bis zum Saisonschluss nicht mehr enden wollte. Muskuläre Probleme, Rückenschmerzen und Infekte warfen Hunt vor allem in der Rückrunde immer wieder zurück. Deshalb ließ er sich nach der Saison die Mandeln entfernen. Doch starke Nachblutungen sorgten nach der Operation für neue Probleme. „Wir müssen ihn jetzt aus dem Teufelskreis rausholen“, sagt Trainer Bruno Labbadia. „Es war sehr ärgerlich, dass unser Plan nicht aufging, ihn früh operieren zu lassen.“

Labbadia will Hunt nun bis zum Bundesligastart Ende August in körperliche Bestform bringen. Und dabei soll der Spielmacher beim HSV eine neue Rolle übernehmen. Hunt könnte im defensiven Mittelfeld Lewis Holtby ersetzen, der sich im Trainingslager einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte und die gesamte Vorbereitung verpasst. Im Testspiel an diesem Dienstag beim SV Schackendorf (18.30 Uhr) testet Labbadia den Zehner zum zweiten Mal in Folge auf der Holtby-Position.

Mit Kerem Demirbay verabschiedet sich an diesem Dienstag indes ein möglicher Konkurrent für Hunt. Der 23-Jährige wird nach dem obligatorischen Medizincheck einen Dreijahresvertrag bei 1899 Hoffenheim unterschreiben. Der HSV erhält rund zwei Millionen Euro Ablöse. Somit hat sich das personelle Vakuum im Mittelfeld vergrößert. Die Chance für Hunt: „Was die Ballzirkulation angeht, kann Aaron immer mal die offensive Sechs spielen“, sagt Labbadia, schränkt aber gleichzeitig ein: „Er braucht einen neben sich, der eher den defensiveren Gedanken hat.“ Soll heißen: Eine Doppelsechs mit Hunt wäre nur an der Seite eines robusteren Albin Ekdal oder Gideon Jung denkbar. „Ich habe die Position schon in Bremen und in Wolfsburg immer mal gespielt. Ich fühle mich dort sehr wohl“, sagte Hunt.

Labbadia vergleicht Hunt mit Nationalspieler Özil

Voraussetzung dafür ist ein Aaron Hunt in körperlicher Bestform. „Wenn wir ihn jetzt fit und stabil bekommen, werden wir noch Freude an ihm haben. Davon bin ich überzeugt“, sagt Labbadia.

Dass Hunt aufgrund seiner phlegmatisch wirkenden Spielweise nicht mehr das nötige Tempo hat, hält Labbadia für einen Trugschluss. „Aaron ist ein ähnlicher Typ wie Mesut Özil. Bei beiden hat man das Gefühl, dass sie sich manchmal über den Platz schleppen. Die Werte sagen aber etwas anderes“, sagt Labbadia.