Silverstone. Formel-1-Weltmeister Hamilton siegt in Silverstone. Rosberg nach Strafe Dritter

Lewis Hamilton freute sich wie ein kleines Kind, ausgelassen, voller Emotionen und sichtlich berührt ließ sich der Seriensieger von Silverstone feiern. „Das hier bedeutet mir alles“, sagte der Liebling der 120.000 Zuschauer nach seinem souveränen Heimerfolg vor „In-Team-Feind“ Nico Rosberg. „Er war unaufhaltsam“, sagte Mercedes-Sportchef Toto Wolff über seinen Weltmeister: „Lewis ist über das Wasser gegangen.“

Und das war durchaus wörtlich zu nehmen, denn beim Start des zehnten Saisonrennens der Formel 1 standen Teile der Strecke nach einem heftigen Wolkenbruch unter Wasser. Der Start erfolgte hinter dem Safety Car. Hamilton ließ sich später weder vom Regen noch von Rosberg stoppen: Er zementierte zum Abschluss eines für ihn perfekten Wochenendes die Machtverhältnisse bei Mercedes und badete in der Zuneigung seiner Fans. „Ich fühle mich gesegnet, so viel Liebe empfangen zu dürfen“, sagte er theatralisch. In der WM-Wertung hat er jetzt nur noch einen Punkt Rückstand auf Rosberg.

Der verlor vier Stunden nach dem Rennen seinen zweiten Platz an Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Als wenige Runden vor dem Ziel das Getriebe von Rosbergs Mercedes versagte, rief ihm sein Ingenieur über Funk zu: „Vermeide Gang sieben.“ Die Stewards baten deshalb Wolff und Rosberg zum Rapport, um eine unerlaubte Regieanweisung der Box an den Fahrer zu untersuchen. Wolff verwies auf jenen Passus, der besagt, dass die Box sich einschalten darf, wenn ein Ausfall des Autos droht: „Nico hätte im siebten Gang festgesteckt, das wäre gleichbedeutend mit einem Ausfall gewesen.“ Die Kommissare sahen das anders und belegten Rosberg mit einer Zehnsekunden-Zeitstrafe, die ihn Platz zwei kostete. Mercedes kündigte Einspruch an.

Ferrari spielte in Silverstone keine Rolle, mit den Plätzen fünf für Kimi Räikkönen und neun für den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel endete ein misslungenes Wochenende für die Roten aus Maranello. Vettel blieb – nach einem Getriebewechsel strafversetzt von Platz elf gestartet – im Mittelfeld hängen. Siebter wurde Nico Hülkenberg im Force India, Pascal Wehrlein schied im Manor aus. Eine Woche nach seinem ersten Punktgewinn rutschte der Worndorfer ins Kiesbett.

Sobald das Safety Car die Strecke verlassen hatte, zog Hamilton auf und davon, dahinter eröffnete Verstappen die Jagd auf Rosberg, der wie immer bei diesen Bedingungen eher vorsichtig unterwegs war. Weiter hinten kämpfte Vettel sich mühsam nach vorn. Nachdem er aber Felipe Massa im Williams von der Strecke gedrängt hatte, kassierte auch er eine Zeitstrafe.

In der 16. Runde schob sich Verstappen unter dem Jubel der Zuschauer an dem in England nicht sonderlich geschätzten Rosberg vorbei, der dabei nicht die allerbeste Figur machte. Verstappen war danach auf seiner Jagd nach dem souverän führenden Hamilton zu leichtsinnig, in Runde 23 konnte er sein Auto gerade noch abfangen, hielt Rosberg aber zunächst auf Distanz. „Er hat zweimal die Spur gewechselt“, beschwerte sich Rosberg, als er bei dem Versuch, Verstappen zu überholen, gescheitert war. Kurz darauf gelang es ihm dann doch. Es sollte ihm am Ende nichts nutzen.