Amsterdam. Am letzten Wettkampftag gab es für die deutschen Leichtathleten zwei Mal Gold durch Kugelstoßer Storl und Hindernisläuferin Krause.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband blickt nach den Europameisterschaften in Amsterdam den Olympischen Spielen mit großer Zuversicht entgegen. „Wir sind gut gewappnet für Rio und können hoffnungsfroh sein“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop am Sonntag, dem Abschlusstag der kontinentalen Titelkämpfe. Nach 44 Wettkämpfen waren 16 Medaillen (5xGold/4xSilber/7xBronze) auf der Habenseite - dank eines großen Endspurts mit noch einmal sechs Edelplaketten am Sonntag.
Kugelstoßer David Storl (Leipzig) hat bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam seinen historischen Gold-Hattrick perfekt gemacht. Der 25-Jährige sicherte sich mit 21,31 m seinen dritten EM-Titel in Serie. Silber holte der Pole Michal Haratyk (21,19), Bronze gewann Tsanko Arnaudov aus Portugal (20,59).
Storl ist der einzige Kugelstoßer der Geschichte, der drei EM-Titel gewonnen hat. Für das deutsche Team war es die 16. Medaille in Amsterdam.
Tobias Dahm (Sindelfingen) kam mit 20,25 m auf Rang sieben und schaffte die Olympianorm (20,50) nicht.
Krause dominant zu Gold
Gesa Felicitas Krause (Frankfurt) hat bei der EM in Amsterdam die Goldmedaille über 3000 m Hindernis gewonnen. Die 23 Jahre alte WM-Dritte setzte sich in persönlicher Bestzeit von 9:18,85 Minuten vor Luiza Gega (Albanien/9:28,52) sowie der Türkin Özlem Kaya (9:35,05) durch und wurde damit Nachfolgerin von Antje Möldner-Schmidt (Cottbus), die 2014 triumphiert hatte.
Krause schrammte bei ihrem ersten großen internationalen Triumph nur 31 Hundertstelsekunden am deutschen Rekord von Möldner-Schmidt vorbei. Die Sportsoldatin holte die elfte Medaille für das deutsche Team in Amsterdam, es war die vierte goldene.
Maya Rehberg (Kiel) wurde disqualifiziert, Jana Sussmann (Hamburg) war im Vorlauf ausgeschieden. Möldner-Schmidt ging in Amsterdam nicht an den Start.
Männer und Frauen 4x-100m-Staffel gewinne Bronze
Die deutsche 4x100-m-Staffel der Frauen ist bei der EM in Amsterdam zu Bronze gesprintet. Tatjana Pinto (Paderborn), Lisa Mayer (Langgöns/Oberkleen), 200-m-Bronzemedaillengewinnerin Gina Lückenkemper (Dortmund) und Rebekka Haase (LV Erzgebirge) mussten sich in 42,48 Sekunden nur den von Sprint-Star Dafne Schippers angeführten Niederländerinnen (42,02/Landesrekord) und ganz knapp auch Großbritannien (42,45) geschlagen geben.
„Medaille ist Medaille, wir freuen uns über Bronze“, sagte Schlussläuferin Haase, die im Duell um Silber nicht mehr an der Britin Daryll Neita vorbeikam.
Es war die zwölfte Medaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bei den Titelkämpfen in Amsterdam. 2012 hatte es in Helsinki mit der Goldmedaille für die Frauenstaffel das bisher letzte Edelmetall mit der Sprint-Staffel gegeben. Lokalmatadorin Schippers holte nach ihrem Titel über die 100 m ihr zweites Gold.
Die deutsche 4x100-m-Staffel hat wie schon zuvor die Frauen bei der EM in Amsterdam Bronze gewonnen. Das Quartett mit dem deutschen Meister und Rekordler Julian Reus (Wattenscheid), Sven Knipphals (Wolfsburg), Roy Schmidt (Leipzig) sowie Lucas Jakubczyk (Berlin) kam in 38,47 Sekunden ins Ziel und musste nur Titelverteidiger Großbritannien (38,17) und Frankreich (38,38) den Vortritt lassen.
Es war bereits die 13. Medaille für die deutschen Leichtathleten in Amsterdam. 2014 und 2012 hatte es EM-Silber gegeben, 2010 lief die deutsche Staffel zu Bronze.
Onnen mit erster Hochspungmedaille seit 30 Jahren
Eike Onnen (Hannover) hat in Amsterdam mit Bronze die erste deutsche Hochsprung-Medaille bei einer EM seit 30 Jahren gewonnen. Der 33-Jährige übersprang 2,29 m im zweiten Versuch und erreichte damit seine erste Podestplatzierung bei einer großen Meisterschaft.
1986 hatte Carlo Thränhardt ebenfalls Bronze gewonnen, das letztes deutsche Gold gab es 1982 durch Dietmar Mögenburg. In Amsterdam gewann Hallen-Weltmeister Gianmarco Tamberi aus Italien vor Robbie Grabarz aus Großbritannien, dem Europameister von 2012. Der Brite Chris Baker kam zusammen mit Onnen auf Platz drei.
Titelverteidiger Bogdan Bondarenko aus der Ukraine hatte wegen der anstehenden Olympischen Spiele in Rio auf einen EM-Start verzichtet.
Dreispringerinnen gehen leer aus
Hallen-Vizeweltmeisterin Kristin Gierisch (Chemnitz) und die deutsche Meisterin Jenny Elbe (Dresden) haben in Amsterdam die erste deutsche EM-Medaille im Dreisprung verpasst. Elbe kam mit 14,08 Metern auf Platz sieben, Gierisch belegte mit 14,03 Rang acht.
Es gewann die Portugiesin Patricia Mamona, die im letzten Versuch Landesrekord von 14,58 sprang. Silber ging an Hanna Minenko (Israel) mit 14,51, Bronze holte die Griechin Paraskeví Papahrístou (14,47). Titelverteidigerin Olga Saladucha aus der Ukraine verpasste als Sechste (14,23) ihren vierten Titel in Serie.
Am Sonnabend hatte der erst 19 Jahre alte Max Heß (Chemnitz) bei den Männern sensationell Gold gewonnen.
Ringer holt EM-Bronze
Richard Ringer aus Friedrichshafen hat bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam überraschend die Bronzemedaille über 5000 Meter gewonnen. Der 27-Jährige musste am Sonntag nach einem dramatischen Rennen in 13:40,85 Minuten nur den beiden zeitgleichen Spaniern Ilias Fifa und Adel Mechaal im Fotofinish den Vortritt lassen.
4x400-m-Staffeln gehen leer aus
Die deutschen 4x400-m-Staffeln sind zum Abschluss der Leichtathletik-EM in Amsterdam leer ausgegangen. Das Frauen-Quartett mit Laura Müller (Rehlingen), Friederike Möhlenkamp (Köln), Lara Hoffmann (Köln) und Ruth Sophia Spelmeyer (Oldenburg) kam nach 3:27,60 Minuten als Fünfte ins Ziel. Gold ging an Großbritannien (3:25,05) vor Titelverteidiger Frankreich (3:25,96) und Italien (3:27,49).
Die deutschen Männer Constantin Schmidt (Obertshausen), Patrick Schneider (Fürth), Kamghe Gaba (Frankfurt) und Johannes Trefz (München) erreichten in ihrem Finale in 3:05,67 Minuten nur Platz acht. Es gewann Belgien (3:01,10) vor Polen (3:01,18) und Titelverteidiger Großbritannien (3:01,44).
Weltmeister Fajdek holt auch EM-Gold
Weltmeister Pawel Fajdek (Polen) hat sich bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam auch den Europameistertitel im Hammerwerfen gesichert. Der 27-Jährige warf 80,93 m und setzte sich vor dem bereits wegen Dopings gesperrten Iwan Tichon (78,84/Weißrussland) und seinem Teamkollegen Wojciech Nowicki (77,53) durch. Deutsche Teilnehmer waren ebenso nicht am Start wie Titelverteidiger Krisztián Pars aus Ungarn.
Deutsche Männer bei Fünfkampf-EM im Einzel chancenlos
Deutschlands Moderne Fünfkämpfer mussten sich bei der EM in Sofia im Männer-Einzel mit hinteren Plätzen begnügen. Alexander Nobis wurde am Sonntag 24. unter 36 Finalisten. Fabien Liebig und Stefan Köllner landeten auf den Rängen 32 und 33. In der Team-Wertung reichte es dennoch am letzten EM-Tag zu Platz drei hinter dem Sieger Italien und Frankreich. Neuer Einzel-Europameister wurde in Abwesenheit zahlreicher Top-Athleten der Tscheche Jan Kuf.
sid/dpa