Deprimierend war es. Dabei zuzusehen, wie zwei deutsche Fehler gnadenlos bestraft wurden. Wie Fortuna es mit den Franzosen hielt. Und wie die Stimmung am Donnerstagabend mitten im EM-Halbfinale am Nullpunkt ankam.

Doch zum Glück sind die Franzosen so gute Gastgeber und holten zur allgemeinen Erheiterung die ausgeschiedenen Gute-Laune-Macher aus Island zurück ins Stadion – dachte man. Während der Partie und nach dem Spiel hallte das eindrucksvolle „Huh!“ wie ein Donnerschlag durch das Velodrome in Marseille, dazu klatschten die Fans wie gewohnt im Takt. Blöd nur, dass es nicht die wackeren Wikinger waren, die klatschten und brüllten, sondern die Franzosen, die sie kopierten. Gänsehaut wich Wut und Fremdschämen.

„Es ist nicht nett, zu klauen“, twitterte Island-Stürmer Alfred Finnbogason. „Aber wenn ihr die EM gewinnt, könnt ihr euch unseren Jubel ausleihen.“ Liebe Franzosen, bitte tut das nicht, sondern denkt euch etwas Eigenes aus! Mit eurer Geste habt ihr zwar den Stellenwert der Isländer für diese Europameisterschaft demonstriert. Aber wenn Patrice Evra den Taktgeber vor der französischen Kurve mimt, ist das nicht halb so authentisch wie bei Islands bärtigem Anführer Aron Gunnarsson. Nehmt dem Jubel bitte nicht seine Besonderheit!